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Wetter extrem: Was El Niño und La Niña bewirken

Stuart Braun
26. April 2024

El Niño und La Niña sorgen für Extremwetter weltweit. Dieses Jahr verstärkt El Niño erneut Hitze und Dürre in Afrika und Asien, in Südostasien schließen deshalb jetzt die Schulen.

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Trockenes Reisfelder in Zentral-Java  mit Kindern auf dem Feld
Fehlender Regen in Indonesien: Kurz nach Ausbruch von El Niño Mitte 2023 wurden Reisfelder in Zentral-Java trocken und rissigBild: Dasril Roszandi/AA/picture alliance

Südostasien erlebt derzeit eine extreme Hitzewelle und die Behörden warnen. In Thailand sind Berichten zufolge bisher 30 Menschen an einem Hitzeschlag gestorben.

Schulen mussten in der gesamten Region schließen. In Bangladesch sind davon schätzungsweise 33 Millionen Kinder betroffen. Auf den Philippinen leiden mehr als die Hälfte der Provinzen des Landes unter Dürre. 

Dieser El Niño-Zyklus begann laut Wissenschaftlern im Juni und erreichte im Dezember seinen Höhepunkt, bevor er nachließ. Er ist die Ursache für extreme Hitze und Dürre in der Region. Asien erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt und war im Jahr 2023 die Region der Welt, die am stärksten von Wetter- und Klimaereignissen heimgesucht wurde. 

Aber El Niño richtet auch in ganz Afrika verheerende Schäden an. Am 4. April hat Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa den Katastrophenzustand für sein Land ausgerufen. Der Grund für die aktuelle "Dürrekatastrophe" mit "ernster Ernährungslage"ist das Klimaphänomen El Niño, das im Pazifischen Ozean beginnt und immer wieder Dürren und Ernteschäden im südlichen Afrika verursacht.

Sambia und Malawi hatten bereits kurz zuvor den Katastrophenzustand ausgerufen.

Woher kommt der Name El Niño für das Wetterphänomen?

Südamerikanische Fischer beschrieben im 17. Jahrhundert das Klimaphänomen erstmals und nannten es "El Niño de Navidad", spanisch für das Christkind, denn das Phänomen erreichte seinen Höhepunkt um die Weihnachtszeit.

Auch die globalen Rekordtemperaturen 2023, dem wärmsten Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, werden mit El Niño in Verbindung gebracht. 

Das gegenläufige Phänomen, La Niña (spanisch: das Mädchen), bringt dagegen Wetterlagen mit mehr Feuchtigkeit, heftigen Stürmen und Hurrikans.

Wie genau verursacht El Niño Wetterextreme?

El Niño bildet sich alle zwei bis sieben Jahre. Es gehört zur sogenannten El Niño-Southern Oscillation (ENSO), einem Klimamuster, das im Pazifischen Ozean ausgelöst wird. 

Meist wehen die sogenannten Passatwinde nach Westen über den Pazifik. El Niño entsteht wenn diese Winde schwächer werden und sich manchmal sogar in die Gegenrichtung umkehren.

Normalerweise wehen diese Winde entlang des Äquators und sie treiben warmes Wasser von Südamerika in Richtung Südostasien und Australien.

Doch wenn die Winde abflauen, wird das wärmere Wasser nicht mehr nach Westen getrieben sondern bleibt im Ostpazifik nahe Südamerika. Die Wärme verhindert dort, daß kaltes Wasser an die Wasseroberfläche steigt. Und die zusätzliche Wärme in der Atmosphäre bindet mehr Feuchtigkeit, das führt zu verstärkten regionalen Regenfällen und Überschwemmungen in Ländern wie Bolivien im nördlichen Südamerika.

Zwei Männer transportieren einen Tischkicker durch eine überflutete Region in Cobija/Bolivien. Im Hintergrund Gebäude.
Überschwemmung im bolivianischen Cobija (Aufnahme vom 28. Februar)Bild: AFP/Getty Images

Gleichzeitig fehlt warmes Wasser im westlichen Pazifik, was dort an Land zu mehr Dürre und extremen Temperaturen führen kann.

Zwar blieb Australien im Sommer 2023-24, auf dem Höhepunkt des El-Niño-Zyklus, von besonders schlimmen Feuern verschont, die man befürchtet hatte. Doch die Monate von August bis Oktober 2023 waren dort die trockensten seit 120 Jahren.

Die durch El Niño verursachte Störung der Ozeanwärme kann die starken Winde in großer Höhe verändern, den sogenannten Jetstream. Damit kann sich auch der sonst übliche Regen weltweit verändern. Dies führt zu weitreichenden Klimastörungen, wie z. B. dem Abflauen des Monsuns in Indonesien und Indien. Gleichzeitig entstehen so zeitweise weniger Wirbelstürme als sonst üblich im Atlantik.

Außerdem war der jüngste El Niño Zyklus mitverantwortlich für die schweren Regenfälle und Überschwemmungen in Ostafrika Ende 2023. In Kenia kamen Ende letzten Jahres bei Überschwemmungen mehr als 120 Menschen ums Leben, 700.000 Menschen verloren ihre Häuser. 

Zwar haben Forscher festgestellt , dass die direkten Auswirkungen von El Niño auf die Niederschläge in Ostafrika relativ gering sind. Doch sie haben herausgefunden, dass El Niño den sogenannten Indisch-Ozeanischen Dipol auslösen kann, ein weiteres Klimaphänomen, das der Region extreme Überschwemmungen beschert.

La Niña verstärkt Stürme und Hurrikane

La Niña gehört ebenfalls zur sogenannten El Niño-Southern Oscillation (ENSO) und hat die gegenteilige Wirkung von El Niño. La Niña entsteht, wenn die vorherrschenden Ost-West-Winde über dem Pazifik stärker werden als üblich. Damit erreicht auch mehr wärmeres Meerwasser den Westpazifik. In Australien und Südostasien gibt es dann mehr Niederschläge als sonst.

Gleichzeitig können La-Niña-Phasen im östlichen Pazifik mehr Trockenheit und Waldbrände auslösen, das betrifft den Südwesten der Vereinigten Staaten, Mexiko und Südamerika. Durch regionale Schwankungen sind jedoch die nordöstlichen US-Bundesstaaten und Kanada in La-Niña-Wintern tendenziell feuchter und kälter.

La Niña verstärkt häufig auch die Hurrikane im Atlantik - ein Phänomen, das durch die derzeit rekordwarmen Oberflächentemperaturen im Atlantischen Ozean noch verschärft wird.

Auswirkungen der zyklischen Wettermuster sind schwer vorherzusagen

La Niña und El Niño sind natürliche Wetterphänomene. Die Auswirkungen variieren und sind abhängig vom Zeitpunkt, von der Dauer und komplexen Klimaeinflüssen, zu denen auch die vom Menschen verursachte globale Erwärmung gehört.

Es gibt einige Hinweise darauf, dass ENSO-Ereignisse durch den Klimawandel häufiger und intensiver geworden sind.Wissenschaftler sagen, dass die El-Niño- und La-Niña-Zyklen mit der Erwärmung des Planeten wahrscheinlich stärker ausfallen werden. Heißere Luft speichert mehr Wasser und das führt zu extremeren Niederschlägen.

Doch die Forscher sagen auch: Wenn es gelingt, durch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen Klimaneutralität zu erreichen und die globale Erwärmung zu begrenzen, kann das auch die Auswirkungen von EL Niño und La Niña vermindern.

Der Beitrag erschien erstmalig am 10.4.2024 und wurde am 26.4. aktualisiert. Redaktion Tamsin Walker. Der Artikel erschien in Englisch. Adaption: Gero Rueter

Quellen:

US National Environmental Education Foundation: "El Niño und La Niña: What's the Difference?"

https://www.neefusa.org/story/climate-change/el-nino-and-la-nina-whats-difference

Welternährungsprogramm: "WFP drängt auf weltweite Unterstützung, da Malawi vor einer drohenden, durch El Niño ausgelösten Nahrungsmittelkrise steht" 2. April 2024

https://www.wfp.org/news/wfp-urges-global-support-malawi-faces-looming-food-crisis-triggered-el-nino

Climate Council: "Spring Heatwave and Sweltering El Niño Summer Ahead Reignites Call for Net-Zero Emissions By 2035," September 20, 2023

https://www.climatecouncil.org.au/resources/spring-heatwave-and-sweltering-el-nino-summer-ahead-reignites-call-net-zero-emissions-2035/

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.