Klimakrise: Australien nimmt Einwohner aus Tuvalu auf
28. August 2024Australien nimmt ab sofort Menschen aus dem Südseestaat Tuvalu auf und gewährt ihnen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht. Das entsprechende Abkommen zwischen beiden Regierungen war bereits im vergangenen Jahr unterzeichnet worden. Der australische Premierminister Anthony Albanese sprach nun am Rande eines Besuchs im pazifischen Inselstaat Tonga von einem "stolzen und historischen Moment für unsere beiden Länder". Er fügte hinzu: "Gemeinsam sind wir stärker und können uns in diesen schwierigen Zeiten aufeinander verlassen."
Tuvalus Regierungschef Feleti Teo bezeichnete die Vereinbarung als "bahnbrechend". Es sei das erste Mal, dass sich ein Land rechtlich verpflichtet habe, Tuvalu zu helfen. Die beiden Politiker nehmen derzeit am jährlichen Pazifischen Inselforum in Tonga teil.
280 Menschen können pro Jahr auswandern
Im Rahmen der Vereinbarung können pro Jahr 280 Einwohner von Tuvalu mit einem Sondervisum in Australien leben, arbeiten oder studieren. Australien verpflichtete sich zudem, Unterstützung zu leisten, wenn das Archipel angesichts einer Naturkatastrophe, einer Gesundheitspandemie oder einer militärischen Aggression um Hilfe bitten sollte.
Im Gegenzug stimmte Tuvalu zu, jedes neue Engagement ausländischer Regierungen in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen einvernehmlich mit Australien abzustimmen. Vor allem China versucht massiv, seinen Einfluss im Südpazifik auszubauen.
Tuvalu besteht aus neun Inseln und liegt etwa 3500 Kilometer nordöstlich von Australien entfernt. Die Inselgruppe mit insgesamt rund 11.000 Einwohnern ist eines der am niedrigsten gelegenen Länder der Welt. Das Südseearchipel ragt an seiner höchsten Stelle gerade einmal fünf Meter aus dem Meer.
Im Südpazifik steigt der Meeresspiegel im Zuge der globalen Erderwärmung besonders schnell. Tuvalu wird - wie andere Inseln in der Region auch - in den nächsten Jahrzehnten laut Experten weitgehend überschwemmt werden. Die Fachleute befürchten, dass das Archipel innerhalb von 100 Jahren komplett im Meer versunken sein könnte.
Ähnliche Vereinbarungen wie Australien mit Tuvalu haben die USA mit besonders gefährdeten Pazifikstaaten getroffen, darunter Palau und die Marshallinseln. Dabei geht es um wirtschaftliche Unterstützung - auch im Gegenzug für militärischen Zugang zu strategisch bedeutenden Meeresgebieten.
se/AR (dpa, rtr, cgdev.org)