Wer hat Angst vor Donald Trump?
13. November 2016"Sorry, no one there." Die nette junge Mitarbeiterin der US-amerikanischen Delegation auf der UN-Klimakonferenz in Marrakesch sieht sich nicht in der Lage, den deutschen Journalisten einen Gesprächspartner zu vermitteln. Der sollte eigentlich beantworten, wie es nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten jetzt weitergeht. Mit dem Donald Trump, der den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen hält. Der eine umstrittene Ölpipeline aus Kanada bauen lassen will, die Barack Obama aus Umweltschutzgründen gestoppt hatte. Der Obamas Plan, die klimaschädlichen Abgase von Kohlekraftwerken zu senken, sofort abschaffen will. Und über den alle reden hier in Marrakesch.
"Anfang der Woche wird unser Klimabeauftragter Jonathan Pershing eine Pressekonferenz geben, bis dahin müssen Sie warten", sagt die nette junge Dame noch. Tür zu. Es wird wohl Pershings letzte Klimakonferenz sein, vermutlich wird er abgelöst, wie viele Mitarbeiter von Präsident Obama. Immerhin: Noch-Außenminister John Kerry, in den vergangenen Jahren eine treibende Kraft der progressiven US-Klimapolitik, wird in Marrakesch erwartet. "Vielleicht ist meine Reise jetzt sogar noch wichtiger", hat er wissen lassen und es klingt fast trotzig.
"Jetzt erst recht"
Eisige Zurückhaltung auch, wenn man Mitarbeiter der offiziellen deutschen Delegation fragt: Kein Kommentar, wir wissen ja noch gar nicht, mit wem wir da künftig verhandeln sollen, heißt es da. Zu hören ist aber auch, dass in Marrakesch möglichst viel unter Dach und Fach gebracht werden soll, bevor Trump im Januar ins Amt kommt. Der Klimavertrag von Paris, vergangenes Jahr gemeinsam mit den USA beschlossen, soll konkretisiert werden, soweit es geht. Schon während des Jahres haben rund 100 Staaten den Paris-Vertrag im Rekordtempo ratifiziert, als hätten sie gewusst, was der Klimaschutzpolitik blüht.
"Jetzt erst recht. Wenn die USA sich von der internationalen Klimapolitik zurückziehen, müssen die anderen eben mehr machen: Europa und China", sagt Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses des Bundestages, die für einige Tage nach Marokko gekommen ist. Sie glaubt aber nicht, dass Trump alle seine Ankündigungen umsetzen kann: "Gerade in den ländlichen Gebieten, im Mittleren Westen, da, wo er gewählt wurde, arbeiten viele Farmer schon heute mit Erneuerbaren Energien. Die darf er nicht komplett verprellen."
Gemeinsame Lösung in Gefahr
Überhaupt: Den Paris-Vertrag kann Trump erst in drei Jahren aufkündigen, so steht es in den Bestimmungen. Aber er könnte, glaubt auch Höhn, blockieren, wo es geht, und vor allem daheim in den USA alle Umweltauflagen kappen. Als schlechtes Zeichen wird gewertet, dass Myron Ebell, ein Energieexperte, der den Klimawandel leugnet, sich um die Übergabe der Umweltbehörde EPA an die Republikaner kümmern soll.
"Wenn die USA die Emissionen wieder steigen lassen, wird es schwer, das in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel zu schaffen", meint auch Christoph Bals, Geschäftsführer der Umweltgruppe Germanwatch. Und er sieht die Gefahr, dass der multilaterale Charakter der Klimaverträge einen Rückschlag erleidet. Anders gesagt: Eine Lösung des Klimaproblems mit wirklich allen Staaten anzustreben, wird schwer, wenn die USA nicht mehr mitmachen.
Aber Bals glaubt auch, dass der Siegeszug von Wind- und Sonnenenergie nicht mehr aufzuhalten ist. "Auch in den USA lohnen sich Investitionen in die Kohle nicht mehr, auch wenn Obamas Kohleplan aufgekündigt wird." Und Klimaschutz werde auch in den USA weiter betrieben werden: "In Kalifornien, in vielen Städten". Auch Arnold Schwarzenegger, Ex-Gouverneur von Kalifornien und Vorreiter in Sachen Klimaschutz, wird in Marrakesch erwartet. Auf diesen US-Amerikaner freuen sich hier alle…