Kino zum Lesen: Buster Keaton
15. Januar 2013Wer das Glück hatte im Dezember und Januar in Wien gewesen zu sein, der konnte sich im dortigen Filmmuseum das nahezu komplette Werk Buster Keatons anschauen. Mag der US-Komiker heute auch von Experten in der Wertschätzung in vorderster Front der großen amerikanischen Stummfilmkomiker stehen, so dürfte die Bedeutung seiner Filme immer noch unterschätzt werden.
Laurel & Hardy und natürlich Charlie Chaplin haben ihm in mancherlei Hinsicht (zumindest in Deutschland) den Rang abgelaufen. Zu Unrecht meint Klaus Nüchtern, der rechtzeitig zur Wiener Retrospektive ein wunderbares Buch über Buster Keaton vorgelegt hat. Nüchtern ordnet den als Mann ohne Mimik (Stone Face) berühmt gewordenen Schauspieler und Regisseur innerhalb der großen US-Komikerriege ein: "Innerhalb eines Jahrzehnts, das mehr oder weniger mit den Zwanziger Jahren deckungsgleich ist, hat Keaton ein Werk geschaffen, das sich durch seine Eigenständigkeit in der Thematik, der Komik und im visuellen Stil auszeichnet", schreibt der Autor im Vorwort. In einem klugen Essay geht er auf die spezifischen Eigenarten dieses einzigartigen Filmkünstlers ein: Mimik und Kleidung, Bewegungsmechanismen, besondere Komik und Humorverständnis. Mit dem ausdrücklichen Verweis auf frühere Veröffentlichung wagt Nüchtern an der ein oder anderen Stelle eine behutsame wie überfällige Neubewertung.
Im abschließenden Teil des Buches werden die frühen Kurzfilme und die großen Meisterwerke des Filmautors Buster Keaton ("The Navigator" und "The General") vorgestellt und gewürdigt. Ein abschließendes Kapitel über den traurigen Niedergang des Künstlers während der Tonfilmära rundet den lesenswerten Band ab.
Klaus Nüchtern: "Buster Keaton oder die Liebe zur Geometrie, Komik in Zeiten der Sachlichkeit", Zsolnay/Kino Verlag Wien 2012, 320 Seiten, ISBN 978 3 552 05584 1.