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SportGlobal

Coman und die Abgründe von Social Media

18. Dezember 2022

Frankreichs Kingsley Coman vergibt einen Elfmeter im WM-Finale. Danach fluten Wirrköpfe Twitter und Instagram mit rassistischen Botschaften in Richtung des Nationalspielers. Das Muster ist allzu bekannt.

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Frankreichs Kingsley Coman greift sich mit beiden Händen an den Kopf, nachdem er seinen Elfmeter im WM-Finale verschossen hatte
Gescheitert am argentinischen Torhüter: Coman nach seinem Fehlschuss im WM-FinaleBild: HANNAH MCKAY/REUTERS

Man muss nicht suchen, es springt jedem Nutzer entgegen: Affen-Emojis werden gepostet und das Hundehaufen-Symbol. Frankreichs Nationalspieler Kingsley Coman wird nach dem verlorenen WM-Finale in den Sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Instagram aufs Übelste beschimpft. In den Kommentaren auf seinem Instagram-Kanal wird das ganze rassistische Portfolio bedient. Verwirrte User wollen ihn gar nach Afrika zurückschicken.

Coman, der 1996 in Paris geboren wurde, hatte als zweiter Schütze der Franzosen seinen Elfmeter gegen Argentiniens Keeper Emiliano Martinez vergeben. Nach einem weiteren Fehlschuss war die Partie für Frankreich verloren. "Les Bleues haben uns träumen lassen'", twitterte Staatspräsident Emmanuel Macron und tröstete die Spieler auf dem Feld. Doch unter den Nutzern gab es etliche, die ihrem Hass freien Lauf ließen.

Englands Spieler waren ebenso Zielscheibe von Hass

Gleiches hatten vor etwas mehr als einem Jahr die englischen Fußball-Nationalspieler Bukayo Saka, Jadon Sancho und Marcus Rashford durchgemacht. Alle drei hatten im EM-Finale gegen Italien im Elfmeterschießen nicht getroffen und waren daraufhin zur Zielscheibe für rassistische Kommentare geworden. Saka reagierte darauf selbstbewusst und nahm die Betreiber der Plattformen in die Pflicht: "Ich wusste sofort, welche Art von Hass mir entgegenschlagen würde. Und es ist eine traurige Realität, dass eure mächtigen Plattformen nicht genug tun, um diese Nachrichten zu stoppen", schrieb Saka auf Twitter.

Viel scheint sich in dieser Hinsicht allerdings nicht getan zu haben. Auch diesmal werden die eindeutig rassistischen Kommentare nicht geblockt oder entfernt. Es ist jedoch ein anderes Phänomen zu beobachten: Coman ebenso wie sein Teamkollege Aurélien Tchouaméni erfahren auch großen Zuspruch. Die Mehrheit der User zieht es offenbar vor, nicht zu schweigen, sondern Hass und Rassismus direkt entgegenzutreten. "Kopf hoch, King!", ist in den Kommentaren zu lesen, und "Kein Grund sich zu schämen... ihr seid unsere Helden, egal was kommt". Herzen und Frankreichs Nationalflagge werden als Zeichen der Unterstützung gepostet. Ein Nutzer bringt den unsäglichen Mechanismus auf den Punkt: "Wenn er [Coman - Anm. d. Red.] gewinnt, ist er Franzose. Wenn nicht ist er irgendein Afrikaner."

Zuspruch für Coman kam aber auch noch von anderer Stelle: Sein Verein, der FC Bayern München verurteilte die rassistischen Anfeindungen "aufs Schärfste" . "Die FC Bayern-Familie steht an deiner Seite, lieber King - Rassismus hat weder im Sport noch in unserer Gesellschaft Spielraum", schrieb der deutsche Rekordmeister bei Twitter. 

Direkt nach dem Finale hatte FC-Bayern-Boss Oliver Kahn ebenfalls via Twitter ein großes Kompliment ausgesprochen. Die französischen Vizeweltmeister könnten allesamt "stolz" sein. Jetzt gehe es darum, "wieder aufzustehen und weiterzumachen", schrieb Kahn. Für Coman und Co. geht es auch darum, den Hass hinter sich zu lassen. 

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor