Kinderarbeit - noch kein Auslaufmodell
Die gute Nachricht zuerst: Immer weniger Kinder müssen arbeiten. Die schlechte: Mancherorts hat die Kinderarbeit wieder zugenommen. Eine durchmischte Bilanz am diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit.
Weniger Kinderarbeit in Asien
Diese Jungen arbeiten in einer Ziegelei in Narayanganj, Bangladesch. Dafür erhalten sie kaum zwei US-Dollar Lohn pro Tag. Zwar sank die Zahl der arbeitenden Kinder in Asien und dem Pazifikraum. Dennoch: Mehr als sieben Prozent aller hier lebenden Kinder müssen Geld verdienen. Das sind mehr als 62 Millionen Kinder insgesamt.
Myanmar will besseren Schutz für Kinder
Auch Mädchen verrichten körperlich schwere Arbeiten, so wie dieses in Myanmar. Das Land hat das Mindestalter in Fabriken und im Einzelhandel auf 14 Jahre angehoben und eine Vollzeitanstellung von Kindern unter 16 Jahren verboten. Außerdem diskutiert die Regierung über ein Gesetz, das Minderjährigen verbieten soll, gefährliche Arbeiten zu verrichten.
Trotz Rückgangs: Zielgerade in weiter Ferne
Als Kinderarbeit gelten Tätigkeiten, die für Kinder gefährlich sind, ihre Entwicklung schädigen, sie vom Schulbesuch abhalten - kurz: sie ihrer Kindheit berauben. Weltweit ist die Kinderarbeit rückläufig. Doch das Ziel, dass bis 2025 kein Kind mehr arbeiten muss, scheint kaum noch erreichbar.
Fast jedes fünfte Kind in Afrika arbeitet
Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika - insgesamt 72 Millionen. In den Staaten südlich der Sahara hat die Kinderarbeit sogar wieder zugenommen. Wenn durch Kriege, Naturkatastrophen und Flucht die Felder nicht mehr bestellt werden können oder der Haupternährer wegfällt, müssen Kinder das Geld nach Hause bringen.
Klamotten nähen statt Mathe lernen
Weltweit sind rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Wie dieser syrische Junge in der Türkei sind etwa die Hälfte von ihnen Kinder und Jugendliche. Je länger die Flucht dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie arbeiten müssen, statt zur Schule zu gehen. Ohne Bildung drohe Generationen ein Kreislauf der Armut, mahnt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF.
Hauptarbeitsfeld Landwirtschaft
Mit gut 70 Prozent arbeiten die meisten Kinder in der Landwirtschaft. Generell findet mehr als zwei Drittel der Kinderarbeit im Familienverbund statt, im elterlichen Betrieb, bei der Feld- und Erntearbeit, wie hier bei der Seerosen-Ernte in Bangladesch.
Die Kleinsten stellen die größte Gruppe
Fast die Hälfte aller arbeitenden Kinder ist erst zwischen fünf und elf Jahre alt. Von ihnen arbeitet der Großteil in der Landwirtschaft. Experten gehen davon aus, dass sich die Arbeit immer mehr vom Land in die Städte verlagern wird und dort auch immer mehr Kinder arbeiten werden.
Gefährliche Jobs für die Älteren
Industrie und Baugewerbe sind meist an den Älteren interessiert. Die Hälfte der hier arbeitenden Kinder und Jugendlichen ist zwischen 15 und 17 Jahre alt. In dieser Altersgruppe ist auch die Zahl derjenigen am größten, die einer risikoreichen Arbeit nachgehen.
Sicherheit und Gesundheit im Fokus
Weil junge Arbeiter öfter verunglücken als erfahrene, rückt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit die Sicherheit und Gesundheitsvorsorgen in den Mittelpunkt. Wie hier im Bergbau in Bolivien, müssen laut ILO Kinder oft besonders gefährliche Arbeiten übernehmen.
Die schlimmsten Formen von Kinderarbeit
Dazu zählen die Vereinten Nationen den Einsatz von Kindern als Soldaten, Prostituierte, Drogenkuriere sowie in Zwangsarbeit und allen anderen Tätigkeiten, die die Gesundheit, Sicherheit und Psyche von Kindern gefährden und zerstören.
Grauzone Hausarbeit
Gerade Mädchen werden oft in der Hausarbeit eingesetzt. Meistens werden diese Tätigkeiten im Verborgenen gehalten. Geschätzt arbeiten weltweit rund 15 Millionen Kinder und Jugendliche in privaten Haushalten. Zum Teil müssen sie in Zuständen leben, die der Sklaverei ähneln.
Kindergewerkschaft in Boliven
Offen der Umgang mit dem Thema in Bolivien: Seit 2014 erlaubt ein Gesetz in Ausnahmefällen schon Zehnjährigen zu arbeiten. Es sorgte für weltweite Schlagzeilen, wurde aber auch von arbeitenden Kindern selbst gefordert. Sie haben sich zu einer Gewerkschaft zusammengeschlossen, der Union der Kinder- und Jugendarbeiter Boliviens, UNATSBO. Sie vertritt auch Schuhputzer wie diesen Jungen in La Paz.
Armut bedingt Kinderarbeit
Je geringer das Durchschnittseinkommen eines Landes, desto höher die Zahl der arbeitenden Kinder. Zwar versuchen viele Kinder trotz Arbeit zur Schule zu gehen, doch oft haben sie kaum Zeit, zu lernen. Bildungsangebote für die Kinder, wie in dieser afghanischen Schule, müssten mit Armutsbekämpfung einhergehen, sagen Experten. Dann rücke das Ziel vom Ende der Kinderarbeit wesentlich näher.