Täglich 4000 Smog-Tote in China
14. August 2015Das Ergebnis der Studie klingt wie ein schlechter Scherz: 1,6 Millionen Menschen sterben pro Jahr in China an den Folgen der hohen Luftverschmutzung. Das sind 4000 Tote - pro Tag. Forscher der US-Organisation Berkely Earth fanden heraus, dass die gefährlichste Belastung von Feinstaub-Partikeln der Kategorie PM2,5 ausgeht. Diese sind höchstens 2,5 Mikrometer klein und dringen tief in die Lungen ein. Asthma, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenkrebs sind die Folgen.
"Peking selbst ist lediglich eine mittlere Quelle für PM2,5-Partikel. Die Stadt bekommt einen großen Teil seiner Luftverschmutzung von entfernten Industrieregionen ab", sagt Robert Rohde, Mitautor der Studie. Chinas Hauptstadt wird besonders durch Partikel belastet, die aus dem 200 Meilen südwestlicher gelegenen Shijiazhuang herüber wehen.
Berkeley Earth wertete die Daten von 1500 Messstationen in Bodennähe aus, stündlich und über einen Zeitraum von April bis August 2014. Für 38 Prozent der Bevölkerung sei die Luft, die diese einatme - gemessen an US-amerikanischen Standards - im Durchschnitt "ungesund".
Kohle als Verursacher
Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die Verschmutzung größtenteils durch die Verbrennung von Kohle entsteht, denn die Quellen für die PM2,5-Partikel stimmten mit denen für Schwefel überein.
Luftverschmutzung kostet jedes Jahr über drei Millionen Menschen das Leben. Weniger Todesfälle werden durch AIDS, Malaria, Diabetes oder Tuberkulose registriert. "Luftverschmutzung ist die größte Umweltkatastrophe der heutigen Welt", sagt Richard Muller, Wissenschaftlicher Direktor von Berkeley Earth und Mitautor. "Als ich zuletzt in Peking war, war die Luftverschmutzung auf einem gesundheitsgefährdenden Level. Jede Stunde, in der ich der Verschmutzung ausgesetzt war, verkürzte sich meine Lebenserwartung um 20 Minuten. Das ist so als würde jeder Mann, jede Frau und jedes Kind 1,5 Zigaretten pro Stunde rauchen", sagte der Co-Autor der Studie.
Elizabeth Muller, Leitende Direktorin von Berkeley Earth gab zu bedenken, "dass die Luftverschmutzung so viele Menschen tötet, die großen US-amerikanischen und europäischen Umweltorganisationen diese aber noch immer nicht auf dem Schirm haben." Zu den Lösungen gehörten der verstärkte Einsatz von Gaswäschern, eine größere Energieeffizienz und die Umstellung von Kohle auf Erdgas, Kernkraft und erneuerbare Energien.
"Viele der Lösungen, die zu einer geringeren Luftverschmutzung führen, werden gleichzeitig Chinas Anteil an der globalen Erwärmung verringern. Wir können Leben retten - heute und zukünftig."
Berkeley Earth hofft, die geografische Abdeckung ausweiten zu können, um weitere Teile Asiens, der USA und Europas zu erfassen und um zu untersuchen, wie sich die Ursachen für Luftverschmutzung über die Zeit verändern.
"Für Peking wird es allerdings schwierig, bis zu den Olympischen Winterspielen 2022 seine Luftverschmutzung zu reduzieren", glaubt Rohde. Dazu müsse die Feinstaubkonzentration in anderen Industrieregionen Chinas verringert werden.
jä/hf (dpa)