Khashoggi-Mord: Türkei klagt 20 Verdächtige an
25. März 2020Wie die Istanbuler Staatsanwaltschaft mitteilte, wird 18 der 20 Angeklagten vorsätzlicher Mord unter Folter vorgeworfen. Zwei weitere Verdächtige würden beschuldigt, sie dazu angestiftet zu haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte, der Prozess werde in Abwesenheit der Angeklagten geführt. Ein Termin wurde zunächst nicht bekannt gegeben.
Zwei Angeklagte Vertraute des Prinzen
Unter den saudi-arabischen Angeklagten sind nach Angaben der Staatsanwälte auch zwei dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman nahestehende Männer: Der stellvertretende saudi-arabische Geheimdienstchef Ahmed al-Assiri und der ehemalige Berater des Kronprinzen, Saud al-Kahtani, sollen nach Erkenntnissen der türkischen Ermittler die Ermordung Jamal Khashoggis angeordnet haben.
Der saudi-arabische Journalist war am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul abgefangen, getötet und sein Leichnam anschließend zerstückelt worden. Khashoggi lebte und arbeitete in den USA, unter anderem für die „Washington Post" und kritisierte regelmäßig die Verhältnisse in seinem Heimatland und Kronprinz Bin Salman.
Saudische Justiz hatte eigenes Verfahren
Unter den jetzt angeklagten 20 Verdächtigen sind auch der Geheimdienstmitarbeiter Maher Mutreb, der Kronprinz Bin Salman häufig auf Auslandsreisen begleitete, der Forensik-Experte Salah al-Tubaigy und das Mitglied der Königsgarde Fahad al-Balawi. Die drei Männer waren auch unter den elf Verdächtigen, die in Saudi-Arabien wegen des Mordes angeklagt worden waren.
Al-Kahtani wurde in Saudi-Arabien nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwar auch befragt, mangels Beweise für seine mögliche Verwicklung aber nicht angeklagt. Am saudischen Königshof war Al-Kahtani zuständig für Medienangelegenheiten. Er wurde in der Nacht entlassen, in der Riad den Tod Khashoggis einräumte.
Bin Salman übernahm die Verantwortung für die Tat, bestritt aber, die Tötung seines Kritikers angeordnet zu haben. Die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard war jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Kronprinzen gebe.
ww/as (afp, dpa, rtr)