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Keith Richards lässt's auch mit 80 noch krachen

Stuart Braun
17. Dezember 2023

Keith Richards lebte viele Jahre am Rande der Selbstzerstörung und schrieb mit den Rolling Stones Musikgeschichte. Nun feiert der unkaputtbare Rockstar seinen 80. Geburtstag.

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Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards
Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards bei einem Konzert 1982Bild: Istvan Bajzat/picture alliance

Seit seinem Aufstieg zum Weltstar in den 1960er-Jahren als Leadgitarrist der Rolling Stones gilt Keith Richards als Inbegriff des Rock'n'Roll. Im Jahr 1973 bezeichnete das britische Musikmagazin "New Musical Express" Richards als den Rockstar, der mit höchster Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres sterbe. Da lag das Musikmagazin gründlich falsch. Denn 50 Jahre später ist er immer noch quicklebendig, im Gegensatz zu Zeitgenossen wie Gitarrengott Jimi Hendrix oder seinem ehemaligen Bandkollegen Brian Jones, die beide mit 27 Jahren starben.

Richards ist nun 80 Jahre alt und rockt noch immer. Keef, wie er auch genannt wird, habe zwar nach eigener Aussage keine Lust mehr auf die harten Sachen, trinke aber trotzdem gerne ab und zu noch etwas. Nichtsdestotrotz hat er nie aufgehört, Musik zu machen und seine unnachahmlichen Blues-Rock-Licks für ein weiteres Rolling-Stones-Album eingespielt. "Hackney Diamonds" erschien im Oktober 2023.

Keith Richards, Ronnie Wood und Mick Jagger lehnen an einer Mauer
Die letzten verbliebenen Mitglieder der Rolling Stones: Keith Richards (links), Ronnie Wood und Mick JaggerBild: Trevor Adams/MATRIXPICTURES/picture alliance

Vom englischen Dartford zu weltweitem Ruhm

Keith Richards wurde 1943 in Dartford in der englischen Grafschaft Kent geboren. Seine Mutter kaufte ihm seine erste Gitarre, als er noch ein Kind war. Die Musik von Louis Armstrong und Duke Ellington inspirierte ihn. Er besuchte die Dartford Technical High School für Jungen und sang Sopran im Schulchor. Er trat sogar vor Königin Elizabeth II. in der Westminster Abbey auf.

Doch bald entwickelte er eine rebellische Ader. Er zog die Musik von Chuck Berry vor und besuchte die Schule nur noch, wenn er Lust hatte. Schließlich wurde er wegen Schulschwänzens von der Schule verwiesen. 1961 traf Richards zufällig auf Mick Jagger, der im gleichen Ort wohnte. Wenig später schloss er sich dessen Coverband Little Boy Blue and the Blue Boys an. Die Band fusionierte später mit Blues Incorporated, nahm den Multiinstrumentalisten Brian Jones auf und gab sich 1962 den Namen The Rolling Stones.

26 Studioalben später und mit schätzungsweise mehr als 200 Millionen verkauften Tonträgern gelten die Stones im Allgemeinen als eine der einflussreichsten Bands aller Zeiten. Richards war maßgeblich an einer Reihe wegweisender Rockalben beteiligt, darunter "Beggars Banquet" (1968), "Sticky Fingers" (1971) und "Exile on Main St" (1972). Mit Mick Jagger schrieb er die meisten Stones-Songs. Sie bildeten ein kongeniales Duo, wie John Lennon und Paul McCartney von den Beatles. Aber Drogen drohten Richards Karriere und sein Leben zu zerstören, lange bevor er die Rock-Unsterblichkeit erlangte.

Die englische Rockband "The Rolling Stones" in New York 1978
"Wenn du dich betrinken willst, dann betrink dich mit Stil“, sagte Keith Richards (2. von links) einmal über seinen DrogenmissbrauchBild: Michael Putland/Avalon/Retna/picture alliance

Ruhm und Druck zerrten an Keith Richards

Sein starker Heroinkonsum in den 1970er-Jahren führte zu mehreren Anklagen wegen Drogenbesitzes und -handels. Mit einem Bein stand er schon im Gefängnis. In einer BBC-Dokumentation aus dem Jahr 2022 sagte er, dass er Heroin, Meskalin, LSD, Cannabis und vieles andere konsumiert habe, "um mit dem Ruhm und dem Druck klarzukommen". Doch Ende der 1970er-Jahre schloss er mit Heroin ab. Richards sagt, er habe 2019 mit dem Rauchen und 2006 mit dem Kokainkonsum aufgehört - nachdem er Kokain geschnüffelt habe, das mit der Asche seines Vaters vermischt war.

Sänger Mick Jagger (l) und Gitarrist Keith Richards (r) während des Auftritts der britischen Rockband "The Rolling Stones" am 16. Juni 1976 in Zürich
Keith Richards trat 1976 mit den Rolling Stones in Zürich auf: Zu dem Zeitpunkt befand er sich auf dem Höhepunkt seiner HeroinsuchtBild: DB Keystone Dammann/dpa/picture-alliance

"Der Ruhm hat mehr sehr talentierte Menschen getötet als Drogen", sagte er einmal. Der britischen Zeitung "The Telegraph" erzählte er kürzlich, dass er oft dem Rampenlicht entfliehen müsse. Heute greife er statt zu Drogen zu Büchern. "Ich habe immer ein Buch bei mir", sagte er. "Das hält mich bei Verstand. Ich bin nicht dafür gemacht, ein Popstar zu sein, und damit muss ich leben, aber ehrlich gesagt ist es manchmal ziemlich nervig. Deshalb ziehe ich mich ab und zu tagsüber in meine Bücher zurück".

1989 wurde Richards in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Das Magazin "Rolling Stone" setzte ihn 2011 auf Platz vier seiner Liste der 100 besten Gitarristen. Er war nicht nur bei den Stones aktiv, sondern veröffentlichte auch zahlreiche Soloplatten und betrieb Nebenprojekte wie seine Band The X-Pensive Winos. Außerdem war der Musiker in drei "Fluch der Karibik"-Filmen zu sehen. Darin spielte er Captain Teague, den Vater von Jack Sparrow, mit einem Look, der an Richards selbst angelehnt war.

Johnny Depp und Keith Richards lächeln sich an
Keith Richards (rechts) und Johnny Depp bei der Premiere des Kinofilms "Fluch der Karibik: Fremde Gezeiten" im Jahr 2011Bild: Kevin Winter/Getty Images

Keith Richards: "Kein Problem damit, alt zu werden"

Richards hat sich stets einen ironischen Humor und eine Art Fatalismus bewahrt, die es ihm ermöglichen, das Altern mit Würde zu akzeptieren und seine erstaunliche Langlebigkeit zu feiern. Auf die Frage, ob die Rückkehr ins Studio, um "Hackney Diamonds" aufzunehmen, wie das Aufsteigen auf ein Fahrrad sei, antwortete Richards in einem Interview mit dem US-Sender CBS am 15. Oktober trocken: "So ähnlich, aber man weiß nicht, ob die Reifen aufgepumpt sind".

"Bisher habe ich kein wirkliches Problem damit, alt zu werden", sagte der Rockstar gegenüber "The Telegraph". "Es gibt einige schreckliche Dinge, die man in der Zukunft sehen kann, aber man muss dort ankommen. Ich komme mit der Vorstellung zurecht, 80 zu sein und immer noch zu gehen und immer noch zu reden. Ich finde [das Altern] einen faszinierenden Prozess."

Adaption aus dem Englischen: Kristina Reymann-Schneider

 

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.