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Keine Barty-Party in Melbourne

Marko Langer
17. Februar 2021

Für Ashleigh Barty sind die Australian Open vorzeitig beendet. Die Lokalmatadorin unterliegt, obwohl sie fast schon uneinholbar führte. Ein Albtraum, den schon so gut wie jeder Tennisspieler einmal mitgemacht hat.

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Tennis Australien Open Muchova schlägt Barty
Ashleigh Barty (links) gratuliert Karolina MuchovaBild: Hamish Blair/picture-alliance/AP

Das kennen alle Tennisspielerinnen oder Tennisspieler, wirklich alle. Es ist eine dieser Situationen, die man hasst und nach denen man das Racket gerne bei eBay endlagern würde. Folgende Ausgangslage: Da führt man deutlich im Match, macht fast jeden Punkt, liegt zum Beispiel 6:1, 2:0 vorne und ist gedanklich schon fast unter der Dusche. Und dann geht die Sache schief. Reingefallen.

Um dann - einfach zu verlieren

So einen Reingefallen-Tag hatte die Lokalmatadorin Ashleigh Barty im Viertelfinale der Australian Open gegen die Tschechin Karolina Muchova. Und es lag nicht nur an den bisher eher überschaubaren Erfolgen von Frau Muchova, dass kaum jemand unter den Beobachtern des Turniers mit diesem Spielergebnis gerechnet hatte. Sondern es lag auch daran: Barty führte, wie erwähnt 6:1, 2:0, rannte wie gewohnt an der Grundlinie schneller hin und her als der Ball fliegen konnte und machte vor allem mit ihrem länger und länger werdenden Rückhand-Slice der Gegnerin klar, wer hier an diesem Tag siegen sollte. Um dann - einfach zu verlieren.

Tennis Australien Open Muchova schlägt Barty
Gewonnen, womit niemand gerechnet hat: die Tschechin Karolina MuchovaBild: Quinn Rooney/Getty Images

Wobei - einfach war das nicht. Denn an einem heißen Sommertag in Melbourne wurde die Partie zunehmend zur Tortur. Dass Muchova zwischendurch eine medizinische Auszeit nahm, konnte man böswilligerweise als taktisches Hilfsmittel verbuchen. Ihr Kopf habe sich gedreht, sagte die 24-Jährige. Sie ließ sich den Blutdruck und die Temperatur messen, bekam Eis zur Kühlung und verließ den Platz. Nach einer rund zehnminütigen Pause kam die Nummer 27 der Weltrangliste in das Stadion zurück.

Bei der Australierin auf der anderen Seite lief danach gar nichts mehr zusammen. Und am Ende ging die 24-jährige Lokalmatadorin mit hängendem Kopf und einem 6:1, 3:6, 2:6 vom Platz. Damit vergab die French-Open-Siegerin von 2019 die Chance auf ihren Premieren-Titel beim Heim-Grand-Slam und auf den ersten Turniersieg einer Australierin in Melbourne seit Chris O'Neil 1978. Wer weiß, wie euphorisch die Australier in Sachen Tennis sind, der kann sich vorstellen, was bei einem Turniersieg von Barty "Down Under" losgewesen wäre. Ab dem Halbfinale dürfen wieder Zuschauer auf die Anlage, der Corona-Lockdown in Melbourne wird entsprechend gelockert. 

Die Hassliebe

Wie gesagt: Jede Tennisspielerin, jeder Tennisspieler kennt das. Manche wollen danach aufhören und der Hassliebe Tennis den Laufpass geben. Bei Barty ist die Gefahr relativ gering. Erstens, weil sie nicht für ein dünnes Nervenkostüm bekannt ist und weiß, dass die Niederlage in diesem vermaledeiten Spiel an sich die Regel ist. Und zweitens, weil sie es ja schon einmal mit dem Tennisspielen bleiben ließ. Als 17-Jährige hatte sie sich einmal zurückgezogen und dann als Cricket-Profi bei den Brisbane Heat ihr Comeback gegeben. Danach wurde sie auch höchst erfolgreich bei Golf-Turnieren gesichtet. Bis sie schließlich den Weg zurück auf den Tenniscourt fand. Da hat sie es inzwischen an die Weltspitze gebracht. Wahrscheinlich nur, weil ihr gerade kein anderes Sportgerät im Weg lag.

Tennis Australien Open Tsitsipas schlägt Nadal
Nur fast gewonnen reichte auch für ihn nicht: Rafael Nadal, die Niederlage vor AugenBild: Hamish Blair/picture-alliance/AP

Ob die tapfere Karoline Muchova nun zunächst gegen die US-Spielerin Jennifer Brady im Halbfinale und dann möglicherweise gegen die Siegerin der Partie Serena Williams/Naomi Osaka nochmal solche Tage erlebt, wäre zumindest überraschend. Aber man kennt das ja im Tennis. Man kann da auch mal Rafael Nadal fragen. Der hat bei seiner 6:3, 6,2, 6:7, 4:6 und 5:7-Niederlage im Viertelfinale gegen den jungen Wilden Stefanos Tsitsipas aus Griechenland alles gegeben. Auch Nadal wäre im dritten Satz schon fast als Sieger auf dem Weg zur Dusche gewesen. Fast.