1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kein Impfschutz gegen Vogelgrippe

Karin Kails25. Februar 2005

Virologen fürchten, dass die Vogelgrippe endgültig mutiert und sich von Mensch zu Mensch überträgt: Nur Impfungen könnten dann noch eine Pandemie verhindern. Bei der Versorgung mit Grippe-Impfstoff drohen Engpässe.

https://p.dw.com/p/6Hlg
Vogelgrippe bekommen jetzt auch Menschen: Testlabor in VietnamBild: AP

Weltweit gibt es nur 14 Firmen, die Grippe-Impfstoffe herstellen - zwei davon in Deutschland. In dem Marburger Forschungslabor bei "Chiron Vaccines" kämpft Jens Peter Gregersen seit Jahren gegen die Grippe. Die ganz normale Grippe, wie sie jeden Winter nach Deutschland und Europa kommt, ist dabei ein relativ leichter Gegner.

Jetzt könnte allerdings ein neues Grippe-Virus drohen. Das Virus überträgt die gefährliche Vogelgrippe. Virologen befürchten, dass es bis zu 100 Millionen Menschen weltweit töten könnte. In seinem Impfstofflabor könnte es Gregersen also schon bald mit einem viel bedrohlicheren Feind zu tun haben. "Wenn ein neuer Stamm kommt, werden wir ein paar Überraschungen erleben", sagt Gregersen, "und dann müssen wir Erfahrungen sammeln, wie man am besten mit einem solchen völlig neuen Virus umgeht."

Wettlauf mit dem aggressiven Virus

Außerdem ist das Vogelgrippevirus so aggressiv, dass die herkömmliche Impfstoffproduktion nicht funktioniert. Das Virus tötet die Hühnereier, auf denen es sich eigentlich für die Impfstoffproduktion vermehren sollte. Die Impfstoffhersteller arbeiten an neuen Verfahren. Doch bis diese zugelassen sind, können noch Jahre vergehen.

Im Ernstfall müsste ein aggressiver Viren-Stamm erst gentechnisch entschärft werden. Das kostet im Wettlauf mit dem Virus zusätzliche Zeit. Ansonsten ist die Prozedur ähnlich wie bei der Impfstoffproduktion für das herkömmliche Grippe-Virus, sagt Gregersen: "Wir bekommen von den WHO-Zentrallaboratorien das Referenzvirus. Referenzvirus deshalb, weil es wahrscheinlich dem entspricht, was aller Voraussicht nach in der Zukunft als Influenza-Stamm um die Welt sausen wird." Das Virus wird zuerst vermehrt. Und aus den Abermillionen Viren wird dann in einem komplizierten Verfahren der Impfstoff gewonnen.

Die eigentliche Produktion geht schnell, die Prüftests und Kontrollen brauchen umso mehr Zeit. So dauert es insgesamt mindestens 20 Wochen, einen Impfstoff herzustellen. Und keiner weiß, wie weit sich der Virus bis dahin bei einer Seuche ausgebreitet hat.

Grippe-Impfung soll Pandemie verhindern

Ein Problem sei auch, dass die Herstellungskapazitäten für den Impfstoff begrenzt sind, sagt Andrea Grüber vom Deutschen Grünen Kreuz in Marburg, das seit Jahren die normale Grippe in Deutschland überwacht. "Die Impfstoffhersteller stellen für Deutschland etwa 20 Millionen Impfstoff-Dosen zurück. Bei einer Pandemie würden sie für Deutschland auch nicht mehr als diese 20 Millionen Impfstoffdosen herstellen, weil Deutschland ja immer nur so viel geordert hatte. Deshalb ist es notwendig, dass die Impfrate in der Bevölkerung erhöht wird, damit die Industrie weiß: Aha, Deutschland benötigt natürlich für einen pandemischen Virus auch mehr Impfstoff." Die jährliche Grippe-Impfung ist für das Deutsche Grüne Kreuz deswegen auch eine wesentliche vorbeugende Maßnahme gegen eine weltweite Grippe-Pandemie.