Kein Deckel auf dem Bier!
Herrschaftszeiten! Das Bier auf der Wiesn, dem Oktoberfest in München, ist ganz schön teuer. Daher wollte der Wiesn-Chef den Bierpreis deckeln - und ist damit gescheitert. Doch ist die Maß wirklich so teuer?
Die Maß kriegt keinen Deckel
Am Mittwoch (17.05.2017) entschied der Münchener Stadtrat, dass es auch beim diesjährigen Oktoberfest keine Bierpreisbremse geben soll. 2016 kostete die Maß bis zu € 10,70. In diesem Jahr wird's bestimmt nicht weniger sein. Solche Preise sind wir in Deutschland gar nicht gewöhnt - international gesehen liegen die Münchener aber nur im Mittelfeld, wie wir im Folgenden sehen werden.
Achtung: Nachschub!
Die Gäste des Oktoberfestes kommen bekanntlich aus der ganzen Welt und viele von ihnen sind ganz andere Preise gewöhnt. Es würde sie gar nicht wundern zu hören, dass diese Kellnerin gerade Gerstensaft im Wert von rund 100 Euro ausliefert. Aber: Die Frage, wie teuer Bier ist, ist nicht leicht zu beantworten - allzu unterschiedlich sind Gläsergrößen und Steuern, Ort und Anlass des Konsums.
Nur etwa halb so viel
Während eine Maß rund einen Liter Bier beinhaltet, werden die meisten Biersorten sparsamer ausgeschenkt. Diese irische Spezialität kommt nur halb so schwer daher: Auf dem Tresen wartet etwa ein halber Liter darauf, einen durstigen Zecher glücklich zu machen. Der Preis für dieses Pint Guinness liegt in Deutschland bei etwa sechs Euro.
Noch nicht mal eine halbe Portion
Noch sehr viel weniger passt in ein Kölschglas: in der Regel 0,2 oder 0,3 Liter. So kleine Gläser kann auch ein geschwächter Arm noch mühelos heben und behutsam wieder absetzen. Deshalb kommt ein echter Kölner auch beim Trinken nicht ins Schwitzen.
Leicht zu transportieren
Rechnet man den Kölsch-Preis auf den Liter hoch, kommt es deutlich billiger als in München: etwa € 8,80. Da ist es wirtschaftlich auch nicht ganz so schlimm, wenn der Köbes (das ist das lokale Wort für "Kellner in einem Brauhaus") mal stolpert und so ein Tablett voller Biergläschen fallen lässt.
Schwerstarbeit
Auf dem Oktoberfest zu kellnern soll, wie man hört, ein echter Knochenjob sein: nichts für schwache Nerven und empfindliche Gemüter. Wenn man bedenkt, wie viel eine Kellnerin laufen muss und wie schwer sie zu tragen hat, kann man sich schon fragen, ob ein Liter-Preis von € 10,70 nicht noch viel zu niedrig ist.
Hohe Steuern, teures Bier
In Skandinavien wird nicht so viel Bier getrunken wie auf der Münchener Wiesn - aber nicht, weil der Nordeuropäer etwa weniger trinkfest wäre. Alkohol wird dort derart hoch besteuert, dass er sehr, sehr teuer ist und hinter Schloss und Riegel gehalten wird. So kann der schwedische Bierfreund seinen Gerstensaft nur in einem staatlichen Spezialgeschäft, dem "Systembolaget", kaufen.
Bier billig ...
... gibt es dagegen hierzulande im Getränkemarkt oder in jedem Supermarkt. Und zwar wirklich billig - einen Liter "No-Name"-Bier gibt's da schon ab € 1,50. Dafür sorgt allein schon der Konkurrenzdruck der verschiedenen Brauereien - da wird mancher Liter weniger über die Qualität als über den Preis verkauft.
Klug gewählter Konsumort
Der biertrinkende Sparfuchs kauft nicht nur billig ein, er weiß auch, wie man an der Location sparen kann. Wer an der Hotelbar trinkt, ist selbst Schuld, wenn er viel bezahlt - und noch mehr, wenn er sich aus der Minibar im Hotelzimmer bedient. Richtig gemacht haben es diese beiden Genießer, die einen Platz wie in der Bierwerbung gefunden haben.
Billiger geht immer
Noch geschickter machen es diese Drei: Sie haben nicht nur preisgünstig eingekauft, ihnen dient der Bierkasten auch als Möbel. Ohne ihnen zu nahe treten zu wollen: Diesen Bierfreunden mag 10,70 Euro für ein Glas Bier wohl - na ja, etwas ambitioniert vorkommen. Aber wie teuer ist das Oktoberfestbier im internationalen Vergleich denn nun wirklich? Wir haben da mal etwas vorbereitet:
Wo ein Liter Bier wie viel kostet
Hier sehen wir, wie die Wiesn-Preise im internationalen Vergleich dastehen. Billig ist die Maß nicht, aber anderswo ist der Literpreis teilweise deutlich höher. Dabei hatten unsere Grafiker vor dem wahren Spitzenreiter sogar kapitulieren müssen: In Norwegen kostet der Liter Bier stolze € 20,98! Dieser Balken hätte unsere Grafik einfach gesprengt.
Ja, wenn das so ist:
"Frau Wirtin! Noch eine Runde!" Wer weiß, dass das Wiesnbier eigentlich doch nicht so teuer ist, kann guten Gewissens noch ein drittes oder viertes bestellen - wenn sein Magen auch drei oder vier Liter Flüssigkeit bei sich behält. Gut jedenfalls, dass das Oktoberfest nicht in Oslo stattfindet. Außerdem könnte man da zur Herbstzeit nicht mehr mit offenem Hemd oder im luftigen Dirndl im Zelt sitzen.