Deutscher Aufschwung geht an Ausländern vorbei
11. September 2013Kein deutscher Pass - kein Job? Mit Daten der Bundesagentur für Arbeit hat das Institut der Deutschen Wirtschaft nun erstmals die Situation von Deutschen und Ausländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt verglichen. Ergebnis: Wer aus einem anderen Land nach Deutschland kommt, hat deutlich schlechtere Aussichten auf einen Job.
Minijobber, Beamte und Selbständige sind in der Statistik nicht berücksichtigt - auch Inhaber ausländischer Restaurants werden also nicht gezählt. Erfasst wurden auch nur Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung, Flüchtlinge und Asylbewerber ohne Arbeitserlaubnis sind von der Berechnung ausgenommen.
Trotz dieser Einschränkungen ergebe sich ein "eindeutiges Gesamtbild", so Holger Schäfer, Referent für Arbeitsmarktökonomie am Institut der Deutschen Wirtschaft, gegenüber DW: "Grundsätzlich ist es so, dass Ausländer zu einem weit höheren Grad arbeitslos sind als Deutsche" - nämlich doppelt so häufig. Während die Arbeitslosenquote in Deutschland im Juni rund sieben Prozent betrug, lag die bei Personen ohne deutschen Pass bei rund 14 Prozent.
Zuwanderer aus dem arabischen Raum am stärksten betroffen
Zuwanderer aus dem arabischen Raum sind besonders oft arbeitslos - ganz vorn: Libanon, Irak, Afghanistan, Iran (siehe Grafik). Holger Schäfer: "Das liegt sicherlich auch daran, dass die Leute nicht aus beruflichen Gründen nach Deutschland kommen, sondern als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und es schwerer haben, hier beruflich Fuß zu fassen."
Absolut betrachtet sind am meisten Menschen in jenen Bevölkerungsgruppen arbeitslos, die am stärksten in Deutschland vertreten sind: 140.000 der insgesamt 460.000 Türken, 29.000 Italiener. Im Vergleich zu Deutschen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Türke arbeitslos ist, etwa zwei- bis dreimal so groß.
Job-Migranten gut integriert
Kaum auffällig sind dagegen Zuwanderer aus anderen Industrienationen. Für Franzosen, Briten, Asiaten oder US-Amerikaner ergeben sich in Deutschland dieselben Chancen wie für Deutsche. "Wer sich auch gut schlägt, sind Osteuropäer: Polen sind beispielsweise nur ganz leicht stärker arbeitslos als Deutsche", so Schäfer. "Rumänen, denen oft ja nachgesagt wird, ins Sozialsystem einzuwandern, haben sogar eine leicht geringere Arbeitslosigkeit als die Deutschen."
Qualifikation als Schlüssel
Die Wurzel für die höhere Ausländerarbeitslosigkeit liege "klar im qualifikatorischen Defizit", so Schäfer. Ausländer hätten oft keine oder geringere Bildungsabschlüsse. Rund ein Viertel der Ausländer besitzt keine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei den Deutschen sind dies nur acht Prozent. Schäfer: "Da müssen wir von Seiten der Arbeitsämter diese Jugendlichen aus dem Ausland noch gezielter ansprechen."