Drama bei afrikanischer WM-Qualifikation
30. März 2022Der Fußball liefert häufig die Bühne für große Dramen - und je höher die Erwartungen sind, desto größer ist die Belohnung. Oder das Scheitern.
Die Spannung auf dem Afrikanischen Kontinent war spürbar, als die letzten zehn Mannschaften um nur fünf Tickets für die WM 2022 in Katar kämpften. Und nach jeweils zwei hart umkämpften Partien sicherten sich die Teams aus dem Senegal, Ghana, Tunesien, Marokko und Kamerun ihre Plätze bei der Weltmeisterschaft. Doch die Freude wurde durch hässliche Szenen auf und neben dem Spielfeld getrübt.
Laserpointer entscheiden Elfmeterschießen
Die Hauptattraktion der Playoff-Rückspiele war die Neuauflage des Afrika-Cup-Endspiels zwischen dem Senegal und Ägypten, bei dem erneut Sadio Mané in Dakar zum Matchwinner der Gastgeber avancierte. Der Stürmer des FC Liverpool traf zunächst zum Ausgleich, bevor er im Elfmeterschießen den entscheidenden Treffer erzielen konnte.
Das Elfmeterschießen wurde jedoch von zahlreichen Zuschauern mit Laserpointern gestört, die auf ägyptische Spieler und den Torhüter gerichtet waren. Kapitän Mohammed Salah vom FC Liverpool war einer von vier Spielern, die vom Punkt aus nicht trafen. Der ägyptische Verband legte Beschwerde beim Weltfußballverband FIFA ein.
Sollte der Einspruch abgewiesen werden, wäre es das zweite Mal innerhalb von sechs Wochen, dass der Senegal Ägypten in einem wichtigen Spiel besiegt hat. "Die besten afrikanischen Spieler und die beste afrikanische Mannschaft müssen beim Treffen der weltbesten Mannschaften dabei sein", sagte Thierno Drame, Fußballexperte beim senegalesischen Sender RTS, der DW: "Der senegalesische Fußball hat mit dem Afrika-Cup-Titel und der zweiten erfolgreichen WM-Qualifikation in Folge eine neue Dimension erreicht."
Das Drama von Abuja
Nach einem torlosen Unentschieden in Kumasi vier Tage zuvor empfing Nigeria Ghana zum Rückspiel in Abuja. Die Gastgeber benötigten einen Sieg, um ihre siebte Teilnahme an der einer WM-Endrunde zu erreichen.
Doch Otto Addo, der zum ersten Mal als ghanaischer Trainer an der Seitenlinie stand, hatte sein Team gut vorbereitet. Arsenals Mittelfeldspieler Thomas Partey brachte die 60.000 Zuschauer im Stadion mit seinem Führungstreffer zum Schweigen, und obwohl William Troost-Ekong per Elfmeter für Nigeria ausglich, konnte Ghana am Ende feiern. Denn bei der FIFA gilt - im Gegensatz zur UEFA - noch die Auswärtstorregel.
Während die Ghanaer ihr WM-Ticket ausgelassen feierten, zerstörten wütende nigerianische Fans Teile des Moshood-Abiola-Nationalstadions, das erst kürzlich renoviert worden war.
Überschattet wurde das Spiel zudem vom Tod des FIFA-Dopingbeauftragten Joseph Kabungo. Der Arzt aus Sambia starb während des Spiels. Der sambische Fußballverband veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung seines Präsidenten Andrew Kamanga: "Wir nehmen zur Kenntnis, dass es noch zu früh ist, sich mit den Einzelheiten der Todesursache zu befassen. Wir warten den vollständigen Bericht der CAF [Afrikanischer Fußballverband - Anm. d. Red.] und der FIFA über die Ereignisse ab."
Später Herzschmerz in Algerien
Nachdem Marokko die DR Kongo souverän besiegt und Tunesien seinen 1:0-Hinspielsieg gegen Mali verteidigt hatte, wurde es im Tchaker-Stadion in Blida spannend: Zwischen Algerien und Kamerun ging es in die Verlängerung. Die Gastgeber wähnten sich nach einem Treffer von Ahmed Touba in der 118. Minute bereits auf dem Weg nach Katar. Doch durch ein weiteres Tor von Karl Toko Ekambi konnte Kamerun das Spiel in der Nachspielzeit noch für sich entscheiden.
Nach dem Schlusspfiff lag Algeriens Trainer Djamel Belmadi untröstlich auf dem Boden und beklagte die Niederlage des Afrikameisters von 2019. "Meine Traurigkeit gilt in erster Linie meinen Spielern. Für einige war es sicherlich die letzte Gelegenheit, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen", erklärte der 46-Jährige.
Sein Kollege Rigobert Song wird nun als Trainer Kameruns auf die WM-Bühne zurückkehren. Bei der WM 1994 in den USA hatte Song als 17 Jahre alter Spieler sein Debüt für die Nationalmannschaft gegeben.
Lukratives WM-Ticket
Für die afrikanischen Länder geht es bei der WM nicht nur ums Prestige, sondern auch um viel Geld. Jedes qualifizierte Land erhält eine garantierte Summe von zwölf Millionen Dollar (rund 11 Millionen Euro). Zum Vergleich: Senegals Triumph beim diesjährigen Afrika-Cup war mit fünf Millionen Dollar belohnt worden.
"Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft bedeutet eine direkte Geldspritze für den Sport, was gut für das afrikanische Land ist, das es zum Turnier schafft", sagte Njororai Simiyu, Professor an der Universität von Texas und Experte für afrikanischen Fußball, der DW: "Ich hoffe, dass die afrikanischen Fußballverbände das Geld, das sie erhalten, in die Nachwuchsförderung investieren, um in einigen Jahren wettbewerbsfähig zu sein."
Die Ergebnisse der Playoff-Rückspiele (die fettgedruckten Teams sind für die WM qualifiziert):
Nigeria - Ghana 1:1 (1:1)
Senegal - Ägypten 1:0 (1:0, 1:0) n.V., 3:1 n.E.
Marokko - DR Kongo 4:1 (2:0)
Tunesien - Mali 0:0
Algerien - Kamerun 1:2 (0:1, 0:1) n.V.
Aus dem Englischen adaptiert von Thomas Klein.