Kasparow will Putin Schachmatt setzen
3. Februar 2004"Die Präsidentschaftswahlen erinnern an die Zeit der Sowjetunion, als es nur einen einzigen Kandidaten gab. Sie sind eine reine Farce." Das sagte der frühere Schachweltmeister Garry Kasparow in einem Interview mit DW-RADIO. Kasparow ist Vorsitzender des "Komitee 2008", das sich für eine freie und faire Präsidentenwahl in Russland einsetzt – vor allem mit Blick auf die übernächsten Wahlen in 2008.
"Polizeistaat"
Putins politischer Kurs führe zu einem autoritären Polizeistaat. Sein Regime funktioniere im Wesentlichen nur wegen der hohen Ölpreise und der Medienzensur, so der russische Schachgroßmeister. Mit der sozialen und politischen Stabilität könne es allerdings schnell vorbei sein, sobald die wirtschaftliche Konjunktur nachlasse.
Für die am 14. März 2004 bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Russland befürchtet Kasparow massive Wahlfälschungen. Nach Abschluss der Registrierung am 8. Februar werde das "Komitee 2008" über das weitere Vorgehen entscheiden: "Entweder wir boykottieren diese fiktiven Wahlen, oder wir unterstützen einen der Kandidaten. Im Augenblick wäre ich für einen Boykott", so Kasparow weiter.
Weniger Meinungsfreiheit
Das Komitee werde sich insbesondere dafür einsetzen, dass "wir eine möglichst breite Koalition bilden, die dafür sorgt, freie Wahlen als demokratische Errungenschaft zu bewahren". Im Vergleich zu den 90er Jahren gibt es nach Ansicht Kasparows heute in Russland weniger Meinungsfreiheit. Auch beim Thema Tschetschenien übe die Regierung Zensur aus. "Es muss doch möglich sein, Putins Politik zu kritisieren und die Wahrheit über Tschetschenien zu sagen", so Kasparow. (hh)