Karim Benzema rettet Real Madrid
28. April 2021Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Karim Benzema bei Real Madrid der Mann für die wichtigen Tore ist, dann ist er seit dem Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Chelsea einmal mehr erbracht. Beim 1:1 (1:1) der "Königlichen" gegen die "Blues" war es der 33-jährige Franzose, der die Partie mit einem kunstvoll erzielten Treffer in der 29. Spielminute ausglich und so eine Drangphase der Londoner beendete, die für Madrid böse hätte ausgehen können.
Chelsea war das bessere Team und schnürte Real in der ersten halben Stunde regelrecht hinten ein. Die Führung durch den ehemaligen Dortmunder Christian Pulisic in der 14. Spielminute war verdient. Chelsea hatte weitere gute Möglichkeiten, auch durch den deutschen Nationalspieler Timo Werner, und war klar bestimmend - bis Benzema traf und der Londoner Überlegenheit den Stecker zog. Nach seinem Tor verflachte die Partie. In der zweiten Halbzeit plätscherte sie fast ereignislos dahin.
Oft das 1:0, oft in der Schlussphase
Seitdem Cristiano Ronaldo, jahrelang die prägende Figur im Angriffsspiel der Madrilenen, den Klub im Sommer 2018 verlassen hat, hat Benzema dessen Rolle als Torjäger übernommen. In den beiden darauffolgenden Spielzeiten erzielte er in der spanischen Liga jeweils 21 Tore. In der vergangenen Saison war er damit entscheidend daran beteiligt, dass die Meisterschaft nach drei Jahren Durststrecke wieder an Real ging. Und auch in dieser Saison steht Benzema wieder bei 21 Toren - die Titelverteidigung ist fünf Spieltage vor dem Saisonende noch möglich.
Auffällig dabei ist, wie oft Benzema entweder das wichtige erste oder das spielentscheidende letzte Tor erzielt. So gelang ihm in den vergangenen Wochen beispielsweise kurz vor dem Abpfiff noch das Tor zum 1:1-Endstand im Stadtderby bei Atletico Madrid, außerdem der wichtige 1:0-Führungstreffer im "Clasico" gegen den FC Barcelona (Endergebnis 2:1). In der laufenden Champions-League-Saison hat er bereits sechsmal getroffen. Insgesamt steht er nun bei 71 Toren in der Königsklasse, genauso viele hat Real-Legende Raul in seiner gesamten Karriere erzielt.
Und doch definiert sich Benzemas Wert nicht nur durch das Erzielen wichtiger Tore. Der 1,85 Meter große, bullige Stürmer ist sich auch nicht zu schade, weite Wege nach hinten zu gehen, im Mittelfeld Zweikämpfe zu führen, um sich den Ball zu holen oder gar bei Freistößen und Ecken des Gegners im eigenen Fünfmeterraum zu verteidigen.
Prostitution und Erpressung
Keine Frage: Benzema hat das Zeug zum Fußballhelden - bei den Madridistas, den eingefleischten Fans von Real, genießt er diesen Status auch. Doch ist die Vita des 33-Jährigen nicht so makellos weiß, wie das Trikot, in dem er mit der Rückennummer '9' für seinen Klub aufläuft. 2012 wurde gegen Benzema und seinen Nationalmannschaftskollegen, den ehemaligen Star des FC Bayern Franck Ribéry, sowie dessen Schwager ein Strafverfahren eröffnet, weil sie mit einer minderjährigen Prostituierten Sex gehabt hatten. Der Prozess zog sich bis 2014 hin und endete schließlich mit einem Freispruch, allerdings nur, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass die Angeklagten sich über das wahre Alter der Prostituierten im Klaren waren. Schon damals forderten viele den Ausschluss Benzemas aus der französischen Nationalmannschaft.
Das Aus in der Equipe Tricolore kam aber erst nach einer weiteren Affäre, die in näherer Zukunft noch ernste Folgen für Benzema haben könnte: Im Juni 2015 hatte Benzema gemeinsam mit einer Gruppe Komplizen seinen Mitspieler aus der französischen Nationalelf, Mathieu Valbuena, erpresst. Man drohte Valbuena, ein intimes Sexvideo zu veröffentlichen, sollte der nicht ein "Schweigegeld" von 150.000 Euro zahlen. Die Sache flog auf, Benzema wurde Ende 2015 "wegen Mittäterschaft bei einem Erpressungsversuch" angeklagt und flog daraufhin aus Frankreichs Nationalmannschaft.
Am 20. Oktober soll nun der Prozess gegen den Angreifer von Real Madrid und vier weitere Angeklagte beginnen. Laut Staatsanwaltschaft droht Benzema neben einer wohl verschmerzbaren Geldbuße von 75.000 Euro auch eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.