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Karadzic-Opfer fordern Gerechtigkeit

Bernd Riegert, z.Zt. Den Haag24. März 2016

Die Opfer des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina warten seit über 20 Jahren auf Gerechtigkeit. Heute wird das Urteil gegen Radovan Karadzic verkündet, einst Führer der bosnischen Serben. Bernd Riegert aus Den Haag.

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Menschen halten ein Transparent vor dem Internationalen Tribunal für Jugoslawien (Foto: DW/B. Riegert)
Bild: DW/B. Riegert

Mehrere Hundert Opfer, ehemalige Insassen von Gefangenenlagern, Angehörige von ermordeten Männer und Jungen aus Srebrenica haben sich vor dem Internationalen Jugoslawien Tribunal in Den Haag mit Transparenten versammelt. Einige sind mit Bussen aus Bosnien-Herzegowina angereist.

Andere kommen aus den Städten in Europa, in denen ihre Familien nach dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien vor zwanzig Jahren Asyl gefunden haben. Hamdija Karahasanovic steht am Absperrgitter vor dem Gerichtsgebäude, in dem das Urteil gegen den Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, verlesen wird.

Urteil wird verkündet

Keine Strafe kann für diesen Mann streng genug sein", sagt Hamdijas Sohn Ibrahim: "Mein Vater hat in einem Internierungslager der bosnischen Serben gesessen und ist nur knapp entkommen." Ibrahim lebt mit seiner Familie mittlerweile in den Niederlanden. Sein Vater stammt aus dem bosnischen Dorf Bratunac. "Wir wollen im Urteil vor allem das Wort 'Völkermord' hören. Dafür muss er verurteilt werden."

Ibrahim Karahasanovic (Foto: DW/B. Riegert)
Engagiert sich für den Vater: Ibrahim KarahasanovicBild: DW/B. Riegert

Ibrahim gegenüber stehen Frauen, die aus der Gegend von Srebrenica stammen. Dort hatten die bosnisch-serbischen Truppen über 8000 muslimische Männer und Jungen zusammengetrieben und hingerichtet, heißt es in der Anklageschrift des UN-Tribunals. Das Gericht wirft Radovan Karadzic vor, die grausamen Morde geplant und befohlen zu haben. Das hat der ehemalige bosnische Serbenführer in dem sechs Jahre dauernden Prozess bestritten.

Nach fast 500 Verhandlungstagen in Den Haag wird in diesen Stunden das Urteil verkündet. Karadzic droht lebenslange Haft. Neben dem Völkermord in Srebrenica werden ihm ein weiterer Völkermord, fünf Verbrechen gegen die Menschlichkeit und vier schwere Kriegsverbrechen zur Last gelegt. Karadzic konnte nach jahrelanger Suche erst 2008 in Serbien festgenommen und nach Den Haag überstellt werden.

"Ein Urteil heute bringt uns ein wenig das Gefühl, das es Gerechtigkeit gibt. Das ist eine Art Abschluss", sagt Ibrahim Karahasanovic. Er selbst war während des Krieges in Bosnien - Anfang der 1990er Jahre - noch ein kleines Kind.