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Kapitän Schettino kommt vor Gericht

22. Mai 2013

Als vor 16 Monaten vor der italienischen Küste das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" kenterte, kamen 32 Menschen um Leben. Im Juli soll nun ein Prozess beginnen, der klären soll, welche Schuld Kapitän Schettino trägt.

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Kapitän Francesco Schettino (Foto: dpa)
Italien Schiffsunglück Costa Concordia bei Giglio Kapitän Francesco Schettino vor Gericht in NeapelBild: picture-alliance/dpa

Am 9. Juli ist es so weit: Dann muss sich der Kapitän des verunglückten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Nach mehrwöchigen Anhörungen entschied Richter Pietro Molino, dass Francesco Schettino (im Artikelbild rechts) in Grosseto in der Toskana der Prozess gemacht werden solle. Bei dem Unglück waren 32 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwölf Deutsche.

Die "Costa Concordia" hatte am Abend des 13. Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war leck geschlagen. Schettino wird vorgeworfen, das Schiff unverantwortlich nah an die Küste gesteuert zu haben, um dem Hafen einen traditionellen Seemannsgruß zu entrichten. Zudem soll er das gekenterte Schiff vor dem Ende der Evakuierung verlassen haben.

Haftstrafe bis zu 20 Jahren

Hunderte Opfer und Angehörige, die Insel-Kommune Giglio und die Kreuzfahrtgesellschaft haben angekündigt, in dem Prozess als Nebenkläger aufzutreten. "Ich bin zufrieden, jetzt gehen wir in die Hauptverhandlung. Ich glaube nicht, dass dort neue Fakten auftauchen", sagte Staatsanwalt Francesco Verusio. Er betonte, dass Schettino aus seiner Sicht der Hauptverantwortliche für das Unglück sei. Dem Kapitän drohe eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren.           

Schettinos Anwälte hatten beantragt, den Vorwurf des vorzeitigen Verlassens fallen zu lassen. Das Gericht lehnte das jedoch ab, ebenso wie die Bemühungen Schettinos um eine außergerichtliche Einigung, um einen Strafprozess zu vermeiden.              

Bei den Voranhörungen zu einem möglichen Strafprozess hatte sich die Staatsanwaltschaft vor einer Woche bereit erklärt, mit fünf Angeklagten eine Einigung zu finden, die ihnen einen Strafprozess ersparen würde. Der Krisenmanager der Reederei Costa Crociere, Roberto Ferrarini, der Steuermann des Schiffes sowie drei weitere Besatzungsmitglieder könnten gegen ein Schuldeingeständnis zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt werden. Das Gericht will am 8. Juli entscheiden, ob es dieses Vorgehen zulässt.

Viele Passagiere bereits entschädigt              

Das Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere, eine Tochter des US-Riesen Carnival, kann weiter vor Zivilgerichten verklagt werden. Die meisten der Teilnehmer der Unglücksfahrt, die keine Verletzungen erlitten oder keinen Angehörigen verloren hatten, haben die von Costa Crociere angebotene Entschädigung von je etwa 11.000 Euro angenommen.              

Nach einem Jahr ist die havarierte Costa Concordia noch immer nicht geborgen (Foto: dpa)
Nach einem Jahr ist die havarierte Costa Concordia noch immer nicht geborgenBild: picture-alliance/dpa

Das Wrack der "Costa Concordia" liegt noch immer vor der Küste von Giglio. Seit mehr als einem Jahr bemüht sich eine US-Bergungsfirma, das Schiff wieder aufzurichten, um es zum Abwracken in einen Hafen zu bringen.              

kle/det (dpa, afp, rtre)