Kampf ums Überleben: Sinkende Inseln
Die Auswirkungen des Klimawandels werden überall auf der Welt zu spüren sein - besonders in niedrig liegenden Inselstaaten und Küstenregionen. So schreibt es der Klima-Ausschuss IPCC in seinem neuesten Bericht.
Verlorenes Paradies
Kleine Inselstaaten auf der ganzen Welt bekommen die steigenden Meeresspiegel zu spüren. Mit am schlimmsten betroffen sind die Malediven im Indischen Ozean: Sie gelten als das am niedrigsten liegende Land der Erde. Die durchschnittliche Höhe der 26 Atolle liegt bei nur 1,5 Metern über dem Meeresspiegel. Die Malediven könnten also leicht unbewohnbar werden.
Land unter
Die Wassermassen haben einige Inselbewohner schon aus ihren Häusern vertrieben - sie wollen an höhere Orte. Auf den Kiribati-Inseln im Pazifik sind einige Dörfer schon komplett überflutet. Die Bauern sorgen sich wegen des näher rückenden Salzwassers um ihre Ernten. Das Meer verschlingt immer mehr Ackerland; so muss mehr Nahrung eingeflogen werden.
Zuhause auf Zeit
Auf den Kiribati-Inseln leben gut 100.000 Menschen. Bewohner, die vom Meer vertrieben wurden, kommen oft auf die Hauptinsel Tarawa. Hier gibt es eine Mauer, die niedrig liegende Grundstücke an der Küste vor der steigenden See schützen soll. Aber auch das ist keine dauerhafte Lösung.
Den Ozean in die Schranken weisen
Die Niederländer sind für den Kampf gegen das Meer berühmt - sie bauten die ersten Deiche vor mehr als 1000 Jahren. Heute schützt ein ausgeklügeltes System von Dämmen und Deichen die zwei Drittel der Holländer, die unter dem Meeresspiegel wohnen. Aber steigende Meeresspiegel bleiben in den Niederlanden ein Thema: Deiche sollen verstärkt und Sturmflutwehre gebaut werden.
Sinkendes Weltkulturerbe
Venedig im Nordosten von Italien ist vom Hochwasser gebeutelt. Laut Experten wird die berühmte Stadt weiter sinken. Die italienische Regierung hat 9,6 Milliarden Euro in das Flutschutzwehr "Mose" investiert. Damit soll die Stadt, ein UNESCO-Weltkulturerbe, vor steigenden Meeresspiegeln und immer höheren Fluten geschützt werden. Das Projekt soll 2016 fertiggestellt werden.
Krise in der Karibik
Vielen kleinen Inseln mitten im Ozean fehlt für kostspielige Flutschutz-Projekte das Geld. Dabei werden sie oft nicht nur vom steigenden Meer bedroht, sondern auch von immer häufiger auftretenden Wirbelstürmen und Hurrikanes. Auf karibischen Inseln wie St. Lucia und Dominica zerstören Wirbelstürme oft die lokalen Anbaugebiete, beispielsweise von Bananen und Avocados.
Tropenstürme: öfter und härter
Der Klimawandel ist unvorhersehbar und die Wetterkatastrophen, die er auslöst, haben für Inselstaaten immer schlimmere Folgen. Ein Beispiel: Taifun Haiyan, der im vergangenen November auf den Philippinen wütete. Viele Häuser, die auf seinem Weg lagen, waren nicht taifunfest gebaut, da Wirbelstürme bis dahin eher im Norden des Landes auftraten. Mehr als 6200 Menschen starben.
Wohlstand zu einem hohen Preis
Einige Experten sind der Meinung, dass Leiden der ärmeren, weniger entwickelten Länder sei auch eine Folge der Industrialisierung im Westen. Auf einem Klimagipfel in Warschau sagte der Vertreter aus den Philippinen, Yeb Sano, es müsse dringend etwas geschehen: "Was mein Land wegen dieses extremen Wetterereignisses erleiden muss, ist verrückt."
Schwimmender Anbau
Obwohl Bangladesch auf dem asiatischen Kontinent liegt, wird es aufgrund seiner niedrigen Lage und hohen Bevölkerungsdichte vom Klimawandel bedroht. Eine Steigerung des Meeresspiegels um nur einen Meter würde das halbe Land überfluten. Einige Gemeinden haben sich häufigem Hochwasser bereits angepasst, indem sie auf schwimmenden Anbau umgestellt haben.
Eine neue Art von Flüchtlingen
Es gibt Befürchtungen, dass steigende Meeresspiegel irgendwann ganze Bevölkerungen zur Flucht zwingen und so zu Massen von Klimaflüchtlingen führen könnten. Der Präsident von Kiribati, Anote Tong, schlug vor einigen Jahren vor, künstliche Inseln als neue Heimat für die Vertriebenen zu bauen. Dubai mit seinen Luxuswohnprojekten auf künstlichen Inseln könnte hier Erfahrungen einbringen.