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Kampf gegen Quecksilber aus Kohlekraft

26. März 2012

Die USA wollen ihren Quecksilber-Ausstoß reduzieren. Sie verabschiedeten die weltweit schärfsten Grenzwerte für diese Emissionen aus Kohlekraftwerken. Die Deutschen wollen mitziehen - eine preiswerte Technik gibt es.

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Rauch und Dampf steigt aus den Kühltürmen und Schornsteinen eines Braunkohlekraftwerks (Foto: dpa)
Deutsches Braunkohlekraftwerk bei KölnBild: picture alliance/dpa

Das leichtflüchtige Quecksilber ist ein Nervengift und kann wie ein Hormon wirken. Das giftige Metall wird aus Kohlekraftwerken ausgestoßen, über den Wind verteilt und lagert sich in der Nahrungskette an. "Will man das Quecksilberproblem ernsthaft lösen, müssen Emissionen aus Kohlekraftwerken sinken", betont Rolf Beckers vom deutschen Umweltbundesamt (UBA) gegenüber der Deutschen Welle. Kohlekraftwerke sorgen in Deutschland, den USA und weltweit für den größten Quecksilberausstoß.

Fische (Foto: Fotolia)
Quecksilber lagert sich vor allem in Fisch anBild: Fotolia/Alis Photo

Kohle enthält Quecksilber zwar nur in geringen Mengen, sie wird aber weltweit verbrannt - und zwar in großen Mengen. Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) emittieren alle Kohlekraftwerke weltweit rund 500 Tonnen jährlich - mehr als fünf Tonnen davon stammen aus deutschen, knapp 50 Tonnen aus US-amerikanischen und weit mehr als 100 Tonnen aus chinesischen Kraftwerken. Einige Länder haben Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken gesetzlich begrenzt. So dürfen in der EU täglich nicht mehr als 50 Mikrogramm (µg) Quecksilber pro Kubikmeter (m³) ausgestoßen werden; in Deutsch­land gilt sogar ein strengerer Grenzwert von 30 Mikrogramm Quecksilber pro Kubikmeter pro Tag.

USA senken Quecksilberemissionen

Nun haben die USA einen neuen Maßstab gesetzt. US-Präsident Barack Obama verkündete Ende 2011 die weltweit schärfsten Grenzwerte für Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken. Ab 2016 darf kein Kraftwerk im Monatsdurchschnitt mehr als 1,5 Mikrogramm Quecksilber pro Kubikmeter emittieren. Experten bewerten diese Vorgabe als durchaus realistisch: Etwa zwölf Prozent  der US-Kraftwerke liegen bereits unter dieser Marke. Viele Kraftwerke nutzen zudem bereits Aktivkohle oder Bromsalze.

Ein wenig Theorie: Kein Kohlekraftwerk pustet die gesamte Quecksilbermenge, die in der Kohle enthalten ist, in die Luft. In modernen Kraftwerken mit Rauchgasreinigung wird neben Staub und Schwefeldioxid schon rund drei Viertel des Quecksilbers abgeschieden. Das seien willkommene Mitnahmeeffekte, meint UBA-Fachmann Beckers. Weiter lassen sich die Emissionen von Quecksilber mit der gängigen Rauchgasreinigung allerdings nicht senken. Der Grund: Ein Teil des Metalls wird bei der Verbrennung wasserunlöslich und lässt sich nicht mehr abscheiden. "Dieser Anteil gelangt in die Atmosphäre", erklärt Beckers. 

Die Verbrennungsanlagen des Recycling- und Entsorgungszentrums Leverkusen bei Köln (Foto: CURRENTA)
Durch Zugabe von Brom wird bei dieser Sondermüllverbrennungsanlage bei Köln Quecksilber gebundenBild: CURRENTA

Mit Brom das Gift binden

Verfahrenstechniker Professor Bernhard Vosteen entwickelte vor zwölf Jahren mit seinen Mitarbeitern und Studenten beim Leverkusener Chemiekonzern Bayer eine neue Technik. Es ging um die Verbrennung von Industrieabfällen in einer Sondermüllverbrennungsanlage. Vosteen bemerkte, dass fast kein Quecksilber mehr mit dem Abgas entweicht, wenn Abfälle etwas Brom enthalten. "Mit den Salzen wird das elementare Quecksilber im heißen Rauchgas zum Quecksilberbromid umgewandelt." Und dieses Quecksilbersalz wird dann mit dem Rauchgas abgeschieden.

Der Verfahrenstechniker Vosteen hat diese Technik mit seiner Firma weiterentwickelt und vertreibt sie rund um den Globus. So nutzen bereits mehr als zehn US-Kohlekraftwerke Bromsalze, um die Quecksilberemissionen auf unter ein Mikrogramm pro Kubikmeter zu senken. Sie emittieren damit deutlich weniger des giftigen Metalls pro Kubikmeter Rauchgas als jedes deutsche Kohlekraftwerk.

Weniger Quecksilber aus deutscher Kohlekraft?

Das Umweltbundesamt nimmt sich die USA als Vorbild und schlägt vor, den deutschen Grenzwert drastisch zu senken. Ab 2016 soll kein deutsches Kohlekraftwerk mehr als drei Mikrogramm Quecksilber pro Kubikmeter im Tagesdurchschnitt emittie­ren dürfen. "Die Drei-Mikrogramm-Anforderung würde Quecksilberemissionen aus den Kraftwerken um etwa 40 Prozent senken, die Ein-Mikrogramm-Grenze um fast 80 Prozent.“ Zurzeit diskutieren das Bundesumwelt- und das Bundeswirtschaftsministerium über diese Vorschläge.

Autor: Ralph Heinrich Ahrens
Redaktion: Nicole Scherschun