Kampf gegen Frauenhandel
9. Juli 2002Hamburg verdient heute mehr Geld mit Sklaven als noch vor 200 Jahren, als afrikanische Gefangene aus dem Hamburger Hafen nach Nordamerika verschifft wurden. So drastisch formuliert es der deutsche Politiker Freimut Duve, der seit Jahren in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) engagiert ist. Er bezieht sich auf das Problem Frauenhandel und die damit verbundene Prostitution.
Vor allem die USA drängen darauf, dass die OSZE-Staaten ihre Gesetzgebung verbessern, damit Frauen, die verschleppt wurden, nicht juristische Verfolgung droht, als seien sie Komplizen ihrer Entführer.
Einnahmequelle Menschenhandel
Chris Smith, republikanischer Kongressabgeordneter in Washington, geht davon aus, dass jedes Jahr 4 Millionen Menschen Opfer der Menschenhändler werden. Schätzungsweise 50.000 von ihnen gelangen in die USA - gegen ihren Willen. Oftmals sind es Frauen, die in Bordelle verfrachtet werden.
Nach Drogen und Waffenhandel stellt der Handel mit Menschen die drittgrößte Einnahmequelle des organisierten Verbrechens dar, meint der Abgeordnete. Chris Smith gilt als einer der größten Kämpfer gegen den Frauenhandel. Er verfasste jenes Gesetz, das die Situation von Frauen in den USA verbessern soll.
Wenn früher eine Razzia in einem Bordell durchgeführt wurde, in dem ausländische Mädchen ausgebeutet und zur Prostitution gezwungen wurden, war es normale Praxis, diese Mädchen anschließend sofort in das nächste Flugzeug Richtung Heimat zu setzen. Jetzt werden sie wie Opfer behandelt. Es gibt einen Weg, wie sie die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten können. Sie bekommen eine Gesundheitsvorsorge, einen Rechtsbeistand und eine Menge anderer Dinge, die sie vorher nicht hatten. Die Menschenhändler dagegen werden jetzt wie Vergewaltiger behandelt. Ihnen drohen langjährige bis lebenslängliche Gefängnisstrafen.
USA als Vorbild?
Chris Smith ist nun bemüht, sein Gesetz als Vorbild für alle OSZE-Staaten durchzusetzen. Die Verfolgung der Täter in den Ländern müsse wesentlich verbessert werden, und auch die Implementierung der Gesetze müsse verbessert werden. Aber in verschiedenen Bereichen spürt der amerikanische Parlamentarier bereits Bewegung. In der Bundesrepublik Jugoslawien habe die Regierung beispielsweise schon Bereitschaft gezeigt, ihre Gesetzgebung im Bezug auf die Menschenhandelproblematik zu verbessern.
Die Tatsache, dass vielleicht auch internationale Mitarbeiter von Friedensmissionen in solche Geschäfte verstrickt sind, will Smith jedoch nicht zum Anlass nehmen, die amerikanische Haltung zum Internationalen Strafgerichtshof zu überdenken. Solche Übeltäter müssten zwar gefeuert und bestraft werden. Aber dafür müsse die jeweilige nationale Strafgerichtsbarkeit des Einsatzlandes oder des entsendenden Landes herhalten. Beim Strafgerichtshof sei zu befürchten, dass irgendwann sudanesische Richter über amerikanische Friedenssoldaten richten. Und das sei unvereinbar mit der amerikanischen Politik.
Autor: Patrick Schmelzer
Redaktion: Wim Abbink