Kagame prangert Gewalt in Burundi an
9. November 2015"Von morgens bis abends" würden Leute umgebracht und dann "einfach in den Straßengraben geworfen". Der ruandische Präsident Paul Kagame beschuldigt die Regierung des Nachbarlandes Burundi, die eigene Bevölkerung regelrecht zu "massakrieren". Eigentlich müssten sie doch die "Lektion aus der Geschichte gelernt haben", beklagte Kagame in Kigali in Anspielung auf den Völkermord in seinem Land 1994.
Laut Menschenrechtlern töteten Sicherheitskräfte in der burundischen Hauptstadt Bujambara auch am Wochende wieder mindestens elf Menschen. Präsident Pierre Nkurunziza hatte seinen Gegnern eine Frist bis Samstag um Mitternacht gesetzt, um "die Gewalt aufzugeben". Andernfalls würden die Sicherheitskräfte "alle Mittel" nutzen, um die Ordnung wiederherzustellen. Der UN-Sicherheitsrat will sich an diesem Montag mit der Eskalation beschäftigen.
Staatschef Nkurunziza hatte Ruanda seinerseits wiedergeholt vorgeworfen, Gewalt und Instabilität in dem kleinen ostafrikanischen Land zu fördern. Kagames Äußerungen zu Burundi vom Freitag, die erst jetzt bekannt wurden, könnten die Spannungen zwischen den Nachbarn erneut anheizen.
Ruanda und Burundi haben eine ähnliche ethnische Zusammensetzung, dominiert von den Volksgruppen der Hutu und Tutsi. Während des Völkermordes in Ruanda 1994 waren 800.000 Menschen getötet worden, vor allem Tutsis. Ein von ähnlichen ethnischen Spannungen befeuerter Bürgerkrieg in Burundi mit 300.000 Toten ging vor einem Jahrzehnt zu Ende.
Experten weisen darauf hin, dass die politischen und ethnischen Konflikte und die anhaltende Gewalt in Burundi Vorboten eines neuen Bürgerkriegs sein könnten. Mehr als 210.000 Menschen sind seit April aus Angst vor einer Eskalation der Lage außer Landes geflohen.
Die Lage wecke "schlimmste Erinnerungen an schreckliche Bürgerkriege und Massaker", warnte auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.
SC/ml (afp, dpa, rtre)