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Messerangriff auf Kölner OB-Kandidatin

17. Oktober 2015

Die parteilose Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl in Köln, Henriette Reker, ist bei einem Wahlkampfauftritt von einem offenbar geistig Verwirrten attackiert worden. Die Abstimmung findet dennoch wie geplant statt.

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OB-Spitzenkandidatin Henriette Reker (Archivbild)
OB-Spitzenkandidatin Henriette Reker (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Ein Mann sei an einem CDU-Informationsstand mit einem Messer auf Reker und vier weitere Menschen losgegangen, teilte ein Polizeisprecher in Köln mit. Reker und ein weiterer Mensch seien schwer verletzt worden, die anderen drei Angegriffenen hätten leichte Verletzungen erlitten.

Das Wahlkampfteam der 58-jährigen Kandidatin teilte im Kurznachrichtendienst Twitter mit, die Politikerin sei außer Lebensgefahr. Einem Mitglied des Teams, das bei dem Angriff ebenfalls verletzt wurde, gehe es den Umständen entsprechend gut.

Bei dem Angreifer handelt es sich laut Polizeiangaben um einen 44 Jahre alten Mann, der umgehend festgenommen wurde. Die Tat ereignete sich auf einem Wochenmarkt im westlichen Stadtteil Braunsfeld.

Informationsstand im Kölner Stadtteil Braunsfeld (Foto: picture-alliance/dpa/F. Gambarini)
Der Tatort: Ein Informationsstand zur Kölner OB-Wahl im Stadtteil BraunsfeldBild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Täter offenbar deutscher Herkunft

Über die Art der Verletzung existieren unterschiedliche Angaben. Die Zeitung "Rheinische Post" zitierte den Kölner CDU-Vorsitzenden Bernd Petelkau, der Augenzeuge des Angriffs war, mit den Worten: "Der Täter hat Frau Reker schwer verletzt. Er hat ihr mit einem Messer in den Bauch gestochen und auch noch vier umstehende Wahlkampfhelfer verletzt." Vor dem Angriff habe der Mann gerufen: "Ich rette den Messias. Das ist alles falsch, was hier läuft, ich befreie Euch von solchen Leuten." Dem Bericht zufolge blieb der Täter, der demnach offenbar deutscher Herkunft ist, nach der Attacke ruhig stehen und ließ sich festnehmen.

Laut der Zeitung "Kölner Stadtanzeiger" wurde Reker hingegen in den Hals getroffen. Dem Bericht zufolge soll der Täter gerufen haben: "Ich habe das wegen Rekers Flüchtlingspolitik getan."

"Unfassbare, abscheuliche Tat"

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte die Messerattacke als "unfassbare, abscheuliche Tat". " Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) schrieb auf Twitter: "Das ist ein Angriff auf uns alle". Rekers SPD-Gegenkandidat bei der für Sonntag angesetzten Kölner OB-Wahl, Jochen Ott, teilte am Samstagvormittag mit, er werde "ab sofort" seinen Wahlkampf unterbrechen, bis er weitere Informationen über Rekers Gesundheitszustand habe. "Gerade erfahre ich vom Attentat auf meine Mitbewerberin Henriette Reker", schrieb Ott im sozialen Netzwerk Facebook . "Ich bin zutiefst bestürzt und drücke ihr von Herzen die Daumen."

Einen Tag vor der Wahl

Reker ist eine der aussichtsreichen Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag. Die parteilose Politikerin wird von Grünen, CDU und FDP unterstützt. Neben Reker werden auch Ott Chancen auf das Amt attestiert. Insgesamt treten am Sonntag sieben Kandidaten an. Die ursprünglich für den 13. September geplante Wahl war wegen fehlerhafter Stimmzettel um fünf Wochen verschoben worden.

Deutschland Oberbürgermeister-Wahl in Köln
Wahlplakate für die Kölner Oberbürgermeisterwahl: Sie soll wie geplant 18. Oktober nachgeholt werdenBild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Mögliche Doppelpremiere

Die Abstimmung wird trotz des Attentats wie geplant am Sonntag stattfinden. Das teilte inzwischen die Stadtverwaltung mit. Sollte Reker Kölner Oberbürgermeisterin werden, wäre das eine Doppelpremiere: Reker wäre die erste Frau in der Geschichte der Großstadt, die sich die Amtskette umhängen darf. Zugleich würde sie als erste Parteilose den Chefsessel im Kölner Rathaus erobern.

Reker wurde in Köln geboren und wuchs dort auf. Nach dem Jurastudium arbeitete sie in Bielefeld, Münster und Gelsenkirchen, bevor sie 2010 nach Köln zurückkehrte. Unter anderem war sie Justiziarin für die nordrhein-westfälischen Innungskrankenkassen, außerdem sammelte sie zehn Jahre lang Verwaltungserfahrung als Dezernentin in Gelsenkirchen. Seit fünf Jahren leitet sie in Köln das Dezernat für Soziales, Integration und Umwelt.

jj/kle (afp, dpa)