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Klopp und die Entdeckung der Gelassenheit

20. Dezember 2019

Mit dem Gewinn der Klub-WM kann Jürgen Klopp seiner Titelsammlung eine weitere Trophäe hinzufügen. Vor dem Finale gegen Flamengo Rio de Janeiro lässt der deutsche Coach des FC Liverpool seine Karriere Revue passieren.

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Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Ammar

"18 Jahre? Wow!" Jürgen Klopp schien selbst ein wenig überrascht davon zu sein, wie lange er schon auf der Trainerbank sitzt. Ein Reporter hatte den Trainer von Champions-League-Sieger FC Liverpool vor dem Finale der Klub-WM in Katar gefragt, wie sich seine Art zu trainieren in den vergangenen 18 Jahren verändert habe. Darauf ging der 52-Jährige in seiner ausführlichen Antwort eigentlich nicht ein. Vielmehr stellte Klopp fest, dass er sich "natürlich in erster Linie als Mensch entwickelt" habe. "Ich bin ruhiger als früher, werde nicht mehr so leicht nervös oder übermäßig aufgeregt. Das ist das Gute am Alter, was Sie offensichtlich noch nicht wissen", sagte Klopp zu dem offenkundig deutlich jüngeren Reporter. "Aber Sie werden sehen, dass das cool ist." 

Besserer Trainer geworden

Klopp begann seine Trainerkarriere 2011 beim damaligen Zweitligisten FSV Mainz 05. Immer wieder mal geriet er auch durch seine Wutausbrüche an der Seitenlinie in die Schlagzeilen. So attackierte er 2013 im Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel den vierten Offiziellen so massiv, dass er auf die Tribüne verbannt und danach für zwei Spiele gesperrt wurde. Engagiert ist Klopp immer noch, wenn er seine Mannschaft coacht, aber wirkliche Ausraster leistet er sich nicht mehr. Seine Erfolge haben ihn gelassener gemacht. "Ich bin ein besserer Coach als am Anfang, zu 100 Prozent", bilanzierte Klopp jetzt in Doha. "Mich kennen heute mehr Leute. Das ist zwar nicht allzu cool, aber es ist ein Zeichen für einige erfolgreiche Momente in meinem Leben."

Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool
So kennt man Jürgen Klopp als Trainer: immer 100 ProzentBild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Welttrainer 2019

Schließlich hat Klopp nicht nur zwei deutsche Meistertitel und einen DFB-Pokalsieg mit Borussia Dortmund auf seiner Erfolgsliste stehen, sondern mit dem Gewinn der Champions League mit dem FC Liverpool die höchste Weihe als Vereinstrainer erhalten. Nicht umsonst kürte ihn die FIFA zum "Welttrainer 2019". In der Premier League läuft es für Klopp aktuell mehr als rund: 16 Siege, ein Unentschieden, das ist die Bilanz nach 17 Spielen. Sein erster Meistertitel mit Liverpool liegt in der Luft. Die "Reds" führen die Tabelle mit einem komfortablen Vorsprung von zehn Punkten auf Leicester City an. Und jetzt winkt sogar noch der erste Triumph der Vereinsgeschichte bei einer Klub-WM. "Ich würde so etwas niemals in einem Teammeeting anbringen", verriet Klopp in Doha. "Du kannst nicht antreten, weil du eines Tages eine Legende sein willst. Du musst einfach Fußballspiele gewinnen, dein Bestes geben."

Intensiver Job

Dass er selbst in den letzten 18 Jahren als Trainer immer alles gegeben habe, sei nicht folgenlos geblieben. "Im Vergleich zu damals sehe ich anders aus, massiv anders", sagte Klopp. "Das zeigt, dass ich einen ziemlich intensiven Job mache. Aber ich liebe ihn und spüre deshalb wahrscheinlich die Intensität nicht so stark." Und so wird man Jürgen Klopp auch am Samstag im Finale der Klub-WM gegen den Sieger der Copa Libertadores, CR Flamengo Rio de Janeiro aus Brasilien (Anpfiff 18.30 Uhr MEZ, ab 18.15 Uhr im DW-Liveticker) so erleben, wie man ihn kennt: ehrgeizig, fokussiert und engagiert.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter