Grünes Gewölbe: Geständnisse von drei Angeklagten
17. Januar 2023Mehr als drei Jahre nach dem Juwelendiebstahl aus dem
Grünen Gewölbe in Dresden haben drei der sechs Angeklagten am Dienstag(17.1.2022) ihre Tatbeteiligung gestanden. Vor dem Landgericht Dresden sagte einer von ihnen aus, dass er in die Schatzkammer eingestiegen sei, eine Vitrine mit der Axt zerschlagen und Juwelen herausgerissen habe. Die beiden anderen waren nach eigenen Angaben mit der Brandstiftung am nahegelegenen Pegelhaus beschäftigt, um die Straßenbeleuchtung auszuschalten. Außerdem halfen sie, die Beute im Fluchtauto zu verstauen.
Beschädigung der Juwelen
Die im November 2019 aus dem historischen Grünen Gewölbe in Dresden gestohlenen Schmuckstücke sind ordentlich lädiert. Das berichteten Zeugen im Gerichtsprozess gegen die sechs mutmaßlichen Täter. Die Angeklagten sind Deutsche und stammen aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie.
Sie haben sich nun vor dem Landgericht Dresden wegen schweren Bandendiebstahls verantwortet. Allerdings können sie wegen eines vorausgegangenen Deals mit dem Gericht wohl auf mildere Strafen hoffen.
Geständige Täter können auf Straferleichterung hoffen
Die Rückgabe des Schmucks, Geständnisse und Antworten auf Fragen der Richter waren die Bedingungen. Die Kammer geht indes "nach vorläufiger Würdigung" der Ergebnisse der Beweisaufnahme "abweichend von der Anklageschrift" davon aus, dass die Angeklagten nicht als Mitglieder einer Bande handelten, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel.
Im Bundesland Sachsen ist die Erleichterung über die Rückkehr eines Großteils des Diebesguts groß. "Es war schon aufregend", beschrieb Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ihre erste Reaktion, als sie die wieder aufgetauchten, in Tüten verpackten Schmuckstücke bei der Polizei erstmals sah.
Anhand von Fotos schilderte sie vor Gericht ausführlich die Schäden. An einem historischen Degen etwa fehlen zahlreiche Diamanten und die komplette Klinge, es gibt Bruchstellen und Deformationen.
Die Rückgabe war ein Coup
Andere Stücke wurden durch Feuchtigkeit beschädigt, entweder bei der Lagerung oder durch Reinigungsversuche - um Spuren zu verwischen. Das wiederum habe Roststellen verursacht. "Wie sich das langfristig auswirken könnte, da können wir keine Prognose geben", fügte Begov hinzu. Allein den Arbeitsaufwand für die Restaurierung beziffert sie auf rund 126.000 Euro, den Ersatz der fehlenden Steine nicht eingerechnet.
Es war ein Coup, den die sächsischen Ermittler Mitte Dezember verkündeten: Ein Großteil der im November 2019 aus Vitrinen im Grünen Gewölbe gerissenen historischen Schmuckstücke ist nun wieder in Sachsen. Drei Jahre lang schien das undenkbar.
Unvollständig und beschädigt
Doch ein Deal machte es möglich. Der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel schilderte vor Gericht Einzelheiten der Absprachen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Sie begannen im vergangenen August und führten am 16. Dezember kurz vor Mitternacht zur Übergabe des Schmucks in einer Berliner Anwaltskanzlei.
Dass drei Schmuckstücke weniger zurückkehrten als angekündigt, mehrere Teile unvollständig und andere beschädigt sind, dürfte sich auf das Urteil der Richter auswirken. Die bei dem Raub beschädigte Brillanten-Epaulette etwa mit dem "Sächsischen Weißen" - laut Restauratorin Begov einer der wichtigsten Diamanten weltweit - und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste bleiben weiter verschwunden.
Am 25. November 2019 waren aus dem Grünen Gewölbe Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten gestohlen worden. Der Versicherungswert der Beute betrug mehr als 113 Millionen Euro. Der Einbruch sorgte international für Schlagzeilen.
sd/vg (afp/dpa)
Diese Meldung wurde am 17. Januar aktualisiert.