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Jugend entscheidend für Wahl

Elizabeth Shoo20. Oktober 2015

Die Hälfte der registrierten Wähler in Tansania sind jung - zwischen 18 und 32 Jahren; viele wählen zum ersten Mal. Die Jungen haben genug von leeren Versprechen und fordern eine Regierung, die ihre Sorgen ernst nimmt.

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Junge Menschen in Tansania (Foto: Daniel Hayduk/AFP/Getty Images)
Bild: picture-alliance/AFP/D. Hayduk

Wie an jeden Tag ist Gladness Machange um sieben Uhr morgens bei der Arbeit. Als Gärtnerin in einem Privathaushalt in Moshi, einer Stadt am Fuß des Kilimandscharos, fegt sie den Hof, gießt Blumen und pflückt Unkraut. Sie freut sich bereits auf die Wahlen.

"Ich war auf dem Gymnasium. Aber als ich in die elfte Klasse kommen sollte, sagte mein Vater, ich muss zu Hause bleiben, weil er mein Schulgeld nicht bezahlen kann." Wegen umgerechnet 50 Euro im Jahr hat Gladness heute keinen Abschluss. Es sei schwer, auch einfache Jobs zu bekommen. Oft denkt sie an das, was gewesen wäre. "Ich könnte jetzt Lehrerin sein. Oder an der Uni studieren." Ihr Wunsch: Bezahlbare Schulen für alle.

Politiker wissen, wie wichtig junge Leute wie Gladness sind. Jugendliche bilden die größte Bevölkerungsgruppe in Tansania. "Die 18- bis 32-Jährigen machen 50 Prozent der tansanischen Bevölkerung aus. Statistiken zeigen, dass junge Wähler eher zur Opposition tendieren", so der in Tansania und Großbritannien lebende Medien- und Politikbeobachter, Ben Taylor. Die 23-jährige Gladness ist eine von fünf Millionen Erstwählern dieses Jahr.

Leere Versprechen

Politiker aller Parteien sprechen von mehr Arbeitsplätzen, vor allem im Industriesektor. Die Arbeitslosigkeit im Land liegt bei 7,4 Prozent. Eine niedrige Zahl, doch ein Großteil der Arbeitsplätze besteht im unterentwickelten Agrarsektor. Die jungen Leute wollen keine leeren Worte mehr.

"Wir wollen keine Versprechen, die nicht eingehalten werden können", sagt der Medizinstudent Nchang'wa Nhumba. "Jedes Jahr kommen Politiker mit süßen Worten zu uns. Aber sobald sie gewählt sind, denken sie nicht mehr an das, was sie gesagt hatten." Er wünscht sich, dass wenigstens 85 Prozent der Versprechen gehalten werden. "Dann wird auch der Durst der jungen Leute gestillt."

Wahlplakate an einer Hauswand in Tansania (Foto: DW/Elizabeth Shoo)
Die Jugend hat genug von leeren Wahlversprechen und fordert, dass die Politiker zu ihren Worten stehenBild: DW/E. Shoo

Wenn es um fehlende Arbeitsplätze geht, sieht Israel Augustine keine Schuld bei der Regierung. Er besitzt einen Uni-Abschluss und hat sich als Geschäftsmann selbstständig gemacht. Die Leidenschaft zur Regierungspartei CCM sieht man ihm an der grünen Mütze und dem gelb-grünen T-Shirt an.

"Viele junge Leute warten darauf, dass die Regierung ihnen Geld in die Tasche steckt. Aber das schafft keine Regierung der Welt." Sein einziger Kritikpunkt: "Politiker sprechen über Pläne, deren Umsetzung 20 Jahre brauchen würden. Dabei haben sie nur fünf Jahre im Amt." Er wünscht sich realistischere Versprechen. In Zukunft möchte Israel Augustine auch Politiker werden. In der Regierungspartei.

Nicht jeder wird wählen dürfen

Nicht jeder junge Tansanier, der am politischen Prozess teilnehmen möchte, bekommt dieses Jahr die Chance. Esther Manka gehört zu den Studenten an ihrer Uni, die sich nicht für die Wahl anmelden konnten. Es mangelte an Zeit und Personal. "Vier Leute sollten 3,000 Wähler in fünf Tagen anmelden", sagt Esther. "Dabei musste man auch noch ein Foto machen, unterschreiben, Dokumente mitbringen." Beschwerden und Bitten um mehr Zeit brachten nichts. Man würde das Problem der Wahlkommission mitteilen.

Tansania Wahlen Partei CHADEMA Cosmas Mtei (Foto: DW/Elizabeth Shoo)
Junge Wähler wie dieser Mann tendierten eher dazu, die Opposition zu unterstützen, so Analyst TaylorBild: DW/E. Shoo

Tansania-Experte Ben Taylor sagt, vor allem viele Studenten hätten Probleme ihre Stimme abzugeben. Die Universitäten des Landes bleiben bis nach den Wahlen geschlossen. Doch genau dort haben sich Studenten angemeldet.

"Sie haben sich in der Nähe der Unis angemeldet, leben aber ganz woanders. Das heißt, sie müssten für ein Paar Tage vereisen, um zu wählen."

Kritiker meinen, das sei nur ein Plan, um gebildete Jugendliche von den Wahlurnen fern zuhalten. Außerdem kursieren Gerüchte, dass Jugendliche von verschiedenen Parteien genutzt werden könnten, um Unruhen zu stiften.

Um dem entgegenzuwirken, hat der Zusammenschluss der Hochschulen in Tansania große "Treffen der Gebildeten" in der Metropole Dar es Salaam und auf der Insel Sansibar veranstaltet.

"Wir haben uns mit Künstlern getroffen, mit den jungen Männern, die Motorräder fahren, mit Jugendlichen auf den Straßen", erklärt Zainab Abdallah, Vorsitzende des Hochschulverbandes. "Wir haben sie gebeten, Frieden zu bewahren und friedlich zu wählen, damit alles ruhig bleibt."