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Junge Briten mögen Europa

Joanna Impey / Friedel Taube19. Januar 2013

Großbritanniens Bevölkerung ist in Sachen Europa gespalten. Eine neue Untersuchung zeigt: Viele Ältere lehnen die EU ab, während die Jüngeren in Europa ihre Zukunft sehen.

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Junge Touristin mit Straßenkarte in Rom. (Foto: lightpoet/Fotolia)
Bild: lightpoet/Fotolia

Zwei Drittel aller Briten im Alter von 18 bis 24 Jahren finden es gut, dass Großbritannien Mitglied der Europäischen Union ist - das geht aus einer Studie des britischen Meinungsforschungsinstituts "YouGov" hervor.

Die Mehrheit der Briten steht aber laut Umfrage Europa nach wie vor kritisch gegenüber. Vor allem die Älteren sehen überwiegend kritisch, dass die Insel zur EU gehört. 61 Prozent aller Briten über 60 würden sich wünschen, dass das Königreich die EU wieder verlässt. Wie kommt es dazu, dass so viele ältere Menschen das "Projekt Europa" ablehnen - während viele Jüngere dahinter stehen?

EU bringt Vorteile für junge Leute

Junge Briten haben deutlich stärker das Gefühl, dass sie persönlich von der EU profitieren. Viele, so die Studie, genössen die Reisefreiheit in Europa und begrüßten die Sozial- und Arbeitnehmergesetze. Nur ein Fünftel der Befragten in der Altersgruppe 18 bis 24 gab an, die EU bringe ihnen keine Vorteile - bei den über Sechzigjährigen war dagegen mehr als die Hälfte dieser Auffassung.

Das Vereinigte Königreich trat 1973 der Europäischen Gemeinschaft bei - und die Jüngeren haben davon heute am meisten. John Wastnage ist einer von denen, die alle Vorteile nutzen, die die EU ihnen bietet. Er hat europäische Sprachen studiert und ist heute Vorsitzender der Jungen Europäischen Bewegung, einer Organisation von jungen Leuten für junge Leute, die die EU näher kennenlernen wollen. "Ich habe davon profitiert, dass Europa ein liberalerer und internationalerer Kontinent geworden ist. Ich habe in Frankreich an der Sorbonne studiert, habe in Spanien und in Mailand gelebt. Meine Freundin ist Deutsche, kennengelernt haben wir uns in Spanien", sagt er im Interview mit der DW. "Und viele meiner Freunde, die aus noch ganz anderen europäischen Ländern kommen, leben in London. London ist eine internationale und dadurch sehr interessante Stadt."

Camerons "Neue Vision" für Europa

Die neuen Zahlen kommen zu einer Zeit, in der die britische Regierung von Premierminister David Cameron einen distanzierten Kurs gegenüber dem Kontinent eingeschlagen hat. Viele aus dem rechten Parteiflügel der regierenden Tory-Partei fordern gar, Großbritannien müsse aus der EU austreten.

Britischer Premier David Cameron vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel. (Foto: REUTERS)
David Cameron wird in Kürze sein Europa-Konzept erläuternBild: Reuters

Cameron hatte für den 18. Januar eine Grundsatzrede zum Thema Europa angekündigt. Die aktuelle Lage in Algerien zwang ihn aber, die Ansprache zu verschieben, so die offizielle Begründung. Wenn er seine Rede nachholt, muss er damit rechnen, nicht für die jungen Wähler im Land zu sprechen, glaubt Wastnage: "Viele Probleme, die wir in Zukunft haben werden, ob als Land oder global, werden nur zusammen mit anderen gelöst werden können. Wir müssen mit anderen Ländern zusammenarbeiten. Wir dürfen uns nicht isolieren und versuchen unsere Probleme alleine zu lösen."

Jow Twyman, Direktor des Bereichs politische und soziale Forschung bei YouGov, sagt: "Die jungen Leute sind schon in einem ziemlich globalisierten Umfeld aufgewachsen. Wer gerade 18 geworden ist, kann sich doch gar nicht mehr an eine Zeit ohne Internet erinnern. Und das ist genau das Thema: Sie sehen sich selbst als Weltbürger."

Doppeldeckerbus und U-Bahn-Zeichen in London (Foto: picture alliance)
Londons internationales Flair hat die Stadt beliebt gemachtBild: picture-alliance/Jane Legate/Robert Harding

Die Zahlen entscheiden

Twyman fügt hinzu, dass die demografische Zusammensetzung Großbritanniens nahelegt, dass die Älteren die Wahlen entscheiden werden. Europafreunde sollten also vorsichtig sein. "Es sind doch die Älteren, die wählen gehen, und das ist entscheidend, wenn es zu einem Referendum kommen sollte", sagt er der DW: "Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass, obwohl sehr viele im Land eine pro-europäische Haltung haben, bei einem Referendum trotzdem nur die Alten, also die Euroskeptiker, an die Urnen gehen. Es könnte also sein, dass wir aufgrund einer geringen Wahlbeteiligung aus der EU purzeln."