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Jung, jüdisch, deutsch

11. Dezember 2021

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Welche Themen bewegen junge jüdische Kreative im Jubiläumsjahr? Wie umgehen mit dem Trauma der Shoah? Was bedeutet Heimat? Was heißt Identität - kulturell, religiös, künstlerisch? Vier Stimmen – ein Talk.

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Wie sieht das Fundament für junge Jüdinnen und Juden 2021 in Deutschland aus - acht Jahrzehnte nach dem Zivilisationsbruch der Shoah? Ist es tragfähig - oder wird es ausgehöhlt von alten und neuen Formen des Antisemitismus? Heißt Aufbruch: Flagge zeigen, jetzt erst recht! Oder steht das Bleiben in Deutschland und Europa schon wieder in Frage?


Im DW-Talk im Jüdischen Museum diskutieren Museumschefin Hetty Berg, die international erfolgreiche Autorin Deborah Feldman, der deutsch-russische Schriftsteller Dmitrij Kapitelman und Autorin und Feministin Laura Cazés darüber, was die sogenannte „Dritte Generation“ bewegt, die Enkel der Holocaust-Überlebenden, die heute in Deutschland leben.

 „Ich bin ein deutscher, jüdischer, russischer Schriftsteller, das ist, was ich anzubieten habe. Damit fühle ich mich wohl“, sagt Dmitrij Kapitelman. 
Er kam in den 1990er Jahren als Achtjähriger aus der Ukraine nach Ostdeutschland, wo ihm in der Jugend Neonazis das Leben schwer machten. Er fühlt sich mit Deutschland verbunden, lehnt aber jede Form von Schubladendenken und Fremdzuschreibung ab: 
„Ich will mich für viele Dinge öffnen, vielen Kulturen. Darin liegt meine Philosophie.“

Für Deborah Feldman bedeutete jüdisches Leben erst einmal strenge Regeln und Gesetze. Sie stammt aus einer streng orthodoxen Gemeinde in New York, ging eine traditionelle Ehe ein, floh 2014 nach Berlin. Ihr autobiografischer Roman „Unorthodox“ wurde ein internationaler Bestseller und 2020 verfilmt: Die Geschichte der Befreiung einer Frau, die an zwei Fronten kämpft.
„Nach außen kommunizierst du dein „Jüdischsein“ und suchst nach einem Platz in der Gesellschaft, aber zugleich kämpfst Du innerhalb der jüdischen Gemeinde etwa für Frauenrechte.“

DW-Panel „Jüdisches Leben in Deutschland"
Bild: JAN ROEHL/DW

Laura Cazés Feministin, Autorin, Kommunikationschefin der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und eine der wichtigsten Stimmen ihrer Generation. Sie sagt: "Wenn wir über jüdisches Leben sprechen, dann sprechen wir eben oft auch über die Shoah, über totes jüdisches Leben." Es sei an der Zeit, den gesellschaftlichen Status von Juden in Deutschland neu zu verhandeln und zu definieren.

Hetty Berg I Leiterin Jüdisches Museum Berlin
Bild: picture-alliance/AP/M. Sohn

 Hetty Berg versucht, Brücken zu bauen und Perspektiven zu öffnen. Die Theaterwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin wurde in Den Haag geboren und war Chefkuratorin des Jüdischen Kulturviertels in Amsterdam. 2020 übernahm sie die Leitung des Jüdischen Museums Berlin. Sie hat den Eindruck, dass Jüdisches Leben in Deutschland nicht so selbstverständlich ist wie in den Niederlanden. Umso wichtiger ist es für die Museumsleiterin, die Vielfalt und Vielstimmigkeit von jüdischem Leben in Deutschland zeigen und den Reichtum einer Kultur, die noch immer Teil dieser Gesellschaft ist.

 
Der DW-Talk im Jüdischen Museum Berlin - moderiert von Tina Gerhäusser.