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Jugendkriminalität: gefühltes und tatsächliches Ausmaß

Manfred Götzke9. Februar 2008

Anders als in Deutschland ist Jugendkriminalität in anderen EU-Staaten mit gutem Grund ein Thema: Denn in vielen Ländern nimmt die Jugendgewalt tatsächlich zu. Um Gründe und Lösungsansätze geht es in dieser Sendung.

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Boxcamp in Diemelsstadt für kriminelle Jugendliche (7.1.2008, Quelle: AP)
Boxen gegen die Wut - hier sollen Jugendliche ihre kriminelle Karriere beendenBild: AP
Hessens Ministerpräsident Roland Koch am Wahltag (27.1.2008, Quelle: AP)
Roland Koch hat die Jugendkriminalität ins Zentrum seines Wahlkampfs gerücktBild: AP

Mit dem Thema Jugendkriminalität wird nicht nur in Deutschland Wahlkampf gemacht – in einigen EU-Ländern handeln die Gesetzgeber auch: Spanien, Frankreich und Italien haben kürzlich schärfere Gesetze eingeführt. Andere Länder wie etwa Großbritannien haben erkannt, dass harte Strafen nicht reichen, sie setzen jetzt stärker auf Prävention. In dieser Ausgabe unserer Gemeinschaftsproduktion berichten wir über die verschiedenen Ansätze und blicken dazu nach Frankreich, Schweden, Deutschland – und nach Großbritannien.

Ein Mord pro Woche

Dort herrscht mittlerweile in manchen Stadtvierteln unter Jugendlichen fast Krieg. Seit 1991 haben sich die Gewalttaten verdreifacht: Im vergangenen Jahr wurde in Großbritannien im Durchschnitt jede Woche ein Jugendlicher ermordet – Opfer wie Täter werden immer jünger. Laut Erhebungen würden sich in keinem anderen Land Europas so wenig Leute trauen, junge Vandalen zurechtzuweisen wie in England. Mit gutem Grund, wie Ruth Rach berichtet.

Gewalt-Training für Lehrer

In Deutschland forderte Roland Koch im Landtagswahlkampf härtere Strafen für Jugendliche, fast alle Pädagogen und Kriminologen halten dies jedoch für Unsinn. Entscheidend sei vielmehr, Jugendlichen den richtigen Weg zu weisen, bevor sie im Gefängnis landen. Zum Beispiel in der Schule. Doch viele Lehrer wissen nicht, wie sie mit Problem-Jugendlichen umgehen sollen. Jürgen Körner, Professor für Erziehungswissenschaften aus Berlin hilft jetzt weiter und trainiert Lehrer im Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen.

Französische Bootcamps

Erziehungslager in Frankreich (Quelle: DW)
Eiserne Disziplin im französischen ErziehungslagerBild: DW/Renate Krieger

Während in Deutschland mit geschlossenen Erziehungscamps bisher nur experimentiert wird, gibt es sie in Frankreich seit sechs Jahren. Sie heißen dort entsprechend "Centres éducatifs fermés", und funktionieren ganz nach dem Prinzip Autorität: Wer dort eingewiesen wird, ist zwischen 13 und 16 Jahre alt und Wiederholungstäter. Die maximal zwölf Jugendlichen pro Anstalt werden von doppelt so vielen Pädagogen erzogen. Mit zwar umstrittenen Methoden, die aber offenbar wirken. Carolin Lohrenz von Radio France Internationale war dort.

Sozialarbeit statt Gefängnis

In Frankreich hat die Jugendgewalt in den letzten Jahren abgenommen – dass es an den 32 Erziehungsheimen liegt, ist allerdings unwahrscheinlich. Zugenommen hat die Anzahl der Taten beziehungsweise die Schwere der Vergehen außer in England vor allem in Südeuropa, in Spanien und in Italien. Im Norden, in Skandinavien gehen Kriminalität und auch Jugendgewalt eher zurück. Doch ähnlich wie in Deutschland erwecken krasse Einzelfälle oft einen gegenteiligen Eindruck, zum Beispiel in Schweden. Liv Heidbüchel berichtet aus Stockholm.