Jugend ohne Zukunft
20. November 2017Keine Einkommen, keine Perspektiven, keine Zukunft - das ist der Start für viele Jugendliche weltweit ins Erwachsenenleben. Nach einer neuen Analyse der Vereinten Nationen (UN) sind weltweit 70,9 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos. Das entspricht einer Quote von 13,1 Prozent. Damit hat sich seit dem vergangenen Jahr die Quote kaum verändert, wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Montagabend in Genf mitteilte. Am höchsten sei die Quote in arabischen Ländern mit 30 Prozent. Bis 2030 drängten 25,6 Millionen Menschen zwischen 15 und 29 auf den Arbeitsmarkt - und das fast ausschließlich in Afrika.
Der Weg ins Ausland
Wenn die heimischen Arbeitsmärkte keine Chancen böten, versuchten es viele im Ausland und von dieser Migration profitierten Herkunfts- und Aufnahmeländer, so die ILO. Sobald Migranten geregelte Arbeit haben, helfen sie bei der Finanzierung der Sozialsysteme und Verbesserung der Produktivität in den Aufnahmeländern, wie die Organisation schreibt. In der Heimat profitiere die Wirtschaft, weil Angehörige durch die Überweisungen mehr Geld ausgeben können.
Und es werden immer mehr junge Leute, die ihr Glück im Ausland suchen. Weltweit sind es 36 Prozent, zitiert die ILO aus anderen Studien. Fast die Hälfte (über 44 Prozent) der jungen Leute wollten aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara weg. Ähnlich sieht es in Nordafrika, Lateinamerika, der Karibik und Osteuropa aus. In Nordamerika seien es nur rund 17 Prozent.
Junge Menschen mit höherer Bildung wollten eher weg als Ungebildete. Für die Herkunftsländer sei das ein Problem, weil die Fähigsten abwanderten.
Ein Thema in Europa
Auch in Europa ist Jugendarbeitslosigkeit ein großes Problem - vor allem in südeuropäischen Ländern. In den EU-Ländern suchten im September 3,7 Millionen junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren eine Arbeit. Das hatte die europäische Statistikbehörde Eurostat jüngst mitgeteilt. Ihren Höhepunkt hatte die Jugendarbeitslosigkeit im Frühjahr 2013 in der EU erreicht, danach ging sie aber deutlich zurück. Im Frühjahr 2013 waren es noch 5,5 Millionen, die in Folge der Finanzkrise keine Arbeit fanden.
Die Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt sei aber überwiegend auf eine sinkende Zahl an Jugendlichen und eine nachlassende Erwerbsbeteiligung zurückzuführen, führt Arbeitsmarktexperte Karl Brenke aus. Weniger Jugendliche in Europa würde eben auch weniger Arbeitslose bedeuten, so der Ökonom vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Zudem würden viele Jugendliche wegen der Arbeitsmarktsituation längere Bildungswege einschlagen.
Vor allem in Griechenland, Spanien und Italien ist die Zahl der 15- bis 24-Jährigen, die keinen Job haben, sehr hoch. Die letzten Zahlen aus Griechenland sind vom Juni und zeigen, dass hier mehr als vier von zehn Jugendlichen keine Arbeit haben. In Spanien lag die Jugendarbeitslosigkeit zuletzt bei mehr als 37 Prozent, in Italien über 35 Prozent.
iw/dk (dpa, DIW)