Jubiläum: Das Bauhaus wird 100
7. Januar 2019Schluss mit der immer gleichen Massenware vom Fließband! Alternativen zur industriellen Produktion sollten her. Modern und sachlich sollte alles sein, preiswert und funktional. Der Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus in Weimar. Er wollte die Kunst wieder mit dem Handwerk vereinen, neu und revolutionär war allerdings die Zusammenarbeit von Kunst und Industrie. In sein Manifest schrieb er den Appell: "Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!" - Gropius hätte wohl gefallen, mit welchem Werbespruch die gleichnamige Baumarkt-Kette heute um Kunden buhlt: "Bauhaus - wenn's gut werden muss!"
Als "Endziel aller bildnerischen Tätigkeit" verstand Gropius den Bau. Die Studenten werkelten deshalb nicht nur in den Hochschulwerkstätten. Gropius schickte sie auch an Reißbretter und auf Baustellen, wo sie die typische Form-, Farb- und Materiallehre des Bauhauses durchspielten. Das wichtigste Gestaltungsprinzip: "form follows function" ("Funktion geht vor Form").
Modern und schlicht sollte es sein
Damit entwarfen die Schüler schlichte Möbel und Gebrauchsgegenstände. Was zählte, war kühle Eleganz statt verspielter Kunst. Viele Prototypen gingen in Serie, erschwinglich aber wurden die wenigsten. Dazu zählte die Bauhaustapete, die von der Tapetenfabrik Rasch in Hannover gefertigt wurde, oder auch die berühmte schwarze Schreibtischlampe der Firma Kandem. Weil vielfach imitiert, wurde sie am Ende für viele Menschen bezahlbar.
Gebäude à la Bauhaus
Bekannt wurde das Bauhaus auch durch die Entwürfe seiner Architekten. Vielerorts linderten sie mit ihren Neubauten die grassierende Wohnungsnot. Gropius wollte die städtebaulichen Probleme lösen, indem er Massenwohnbauten entwarf. Beispiele sind Wohnsiedlungen in Dessau (Stadtteil Törten), Karlsruhe (Stadtteil Dammerstock) oder Berlin (Siemensstadt). Zwar entstand damit dringend benötigter Wohnraum, doch die Anonymität solcher Bauten schuf neue soziale Probleme. Die lagen allerdings nicht mehr im Fokus der Baumeister.
1925 musste die Schule von Weimar nach Dessau umziehen, denn es gab Querelen mit der neuen konservativen Regierung in Thüringen. Gropius entwarf für den neuen Standort ein Gebäude, das 1926 bezogen wurde. Vor allem die Werkstätten mit ihrer verglasten Fassade wurden zum Inbegriff der Moderne.
Auch entstanden in Dessau vier sogenannte Meisterhäuser, also Wohn- und Arbeitsräume für die Lehrkräfte, und eine Wohnsiedlung mit 60 Häusern. Fünf Jahre später übernahm der Architekt Mies van der Rohe die Bauhaus-Leitung, doch schon kurz darauf, 1932, wurde die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen. Obwohl die Nazis bei Industriebauten auf Funktionalität setzten, war ihnen die Bauhaus-Bewegung suspekt und wurde schließlich als "jüdisch" und "bolschewistisch" verdammt. Die Schule wechselte nach Berlin und wurde 1933 endgültig aufgelöst. Viele Lehrer gingen ins Ausland.
Bis heute wirken die Lehre des Bauhauses und die Werke seiner Schüler stilprägend. Fünf der sieben Meisterhäuser, in denen die Dessauer Lehrer untergebracht waren, sind noch vorhanden. Im Bauhaus Weimar residiert jetzt eine Universität. Das Bauhaus-Archiv in Berlin präsentiert die Geschichte der Schule. Und der restaurierte Dessauer Sitz beherbergt die Stiftung Bauhaus Dessau.
Deutschland feiert 100 Jahre Bauhaus
Im diesem Jahr feiert Deutschland das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses. Zwar bestand das Bauhaus nur 14 Jahre, doch wirkt die legendäre Hochschule für Gestaltung bis in die Gegenwart fort. Sie gilt heute als der wirkungsvollste Exportartikel von Kultur aus Deutschland im 20. Jahrhundert.