Journalistin auf Malta durch Bombe getötet
16. Oktober 2017In ihrem letzten Tweet hatte sie den Stabschef des maltesischen Premierministers als "Gauner" bezeichnet - eine Stunde später zerfetzte eine Bombe das Auto von Daphne Caruana Galizia in voller Fahrt. Mit 53 Jahren starb sie neben einer Straße in Mosta, einige Kilometer westlich der Hauptstadt Valletta. Ihr Wagen war durch die Explosion auf ein Feld geschleudert worden.
Die bekannte Investigativjournalistin hatte in der Vergangenheit nicht nur die politische Elite in Aufruhr versetzt - letztlich führten ihre Berichte sogar zu vorgezogenen Neuwahlen im Inselstaat Malta.
Feinde hatte Caruana Galizia genug. Doch das kaltblütige Attentat, das eher zu einem Mafia-Thriller passt als zu regierungskritischem Journalismus in einem EU-Land, erschüttert die Inselrepublik südlich von Sizilien. Premier Joseph Muscat sprach von einer "barbarischen" Tat und einem "schwarzen Tag für unsere Demokratie und unsere Meinungsfreiheit". Der Mitte-Links-Politiker wies die Sicherheitskräfte an, die Täter zu finden und vor Gericht zu bringen. Oppositionsführer Adrian Delia sprach in einer ersten Stellungnahme von einem "politischen Mord".
Muscats Familie war selbst von den Enthüllungen der Bloggerin betroffen: Seine Frau steht im Verdacht, Bestechungsgelder auf geheimen Konten in Übersee versteckt zu haben - was das Ehepaar leugnet. Caruana Galizia hatte mit Details aus den sogenannten "Panama Papers" auch Kabinettsmitglieder belastet.
Die außerplanmäßige Parlamentswahl im Juni, die auf diese Vorwürfe folgte, brachte allerdings ein überraschendes Ergebnis: Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit von Großbritannien gewann die Arbeiterpartei des 400.000-Einwohner-Staates zwei Wahlen in Folge. Muscat blieb an der Macht.
Für den Fall, dass sich die Vorwürfe der Journalistin als wahr herausstellten sollten, hatte der Regierungschef seinen Rücktritt angekündigt.
jj/myk (dpa, afp, rtr, ap, timesofmalta)