John Kerry - der selbstlose Retter
5. Mai 2004Glaubt man amerikanischen Meinungsforschern, so hat rund ein Drittel aller US-Wahlbürger noch nie von John Kerry gehört. Der Herausforderer von Präsident George W. Bush aus der Demokratischen Partei hat sich diese Umfragewerte zu Herzen genommen und viel Geld für einen neuen Fernsehspot ausgegeben. Die Kampagne soll den Senator und Vietnamkriegsveteranen endlich einer breiteren Öffentlichkeit in den USA bekannt machen soll.
Dienst an der Gesellschaft
Auf eine politische Aussage hat Kerry in dem TV-Spot ganz bewusst verzichtet. Der Werbefilm stellt ihn als netten, patriotischen Menschen vor, dem der Dienst am Vaterland in die Wiege gelegt wurde. Kerry sagt darin über Kerry: "Ich wurde im Fitzsimmons-Armeekrankenhaus in Colorado geboren. Mein Vater diente in der Luftwaffe. Meine Eltern haben mich zum Dienst an der Gesellschaft erzogen. Und ich habe mich zum Wehrdienst gemeldet, weil ich etwas für mein Land tun wollte."
Der Film zeigt Kerry unter anderem, wie er in Kampfuniform durch den Dschungel in Vietnam schleicht und an Bord eines Patroullienbootes, dessen Kommandeur Kerry war, zusammen mit seinen Kameraden.
Den dramatischen Höhepunkt des einminütigen Webespots bilden zwei Aussagen seiner Kampfgefährten, Del Sandusky und Jim Rassman. "Seine Entscheidungen haben unser Leben gerettet", sagt der eine, und der andere: "Als er mich aus dem Fluss herauszog, hat er sein Leben riskiert, um mich zu retten."
Kerry war für sein mutiges Verhalten bei der Rettung Rassmans, der dem Vietcong in die Hände zu fallen drohte, mit einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden. Die er allerdings später - als Ausdruck seiner Gegnerschaft zum Vietnamkrieg - symbolisch zurückgab. Im Werbefilm bleibt dieser Teil seiner Biographie ausgespart. Stattdessen lautet die Botschaft: Seht her, während Präsident Bush, der im Film ungenannt bleibt, sich vor dem Kriegsdienst drückte, habe ich mein Leben fürs Vaterland riskiert.
Millionen-Aufwand
Die Werbespots für John Kerry flimmern seit Dienstag (4.5.2004) in 19 besonders hart umkämpften US-Bundesstaaten über die Fernsehbildschirme. Kosten: 25 Millionen Dollar. Im April 2004 hatte sich Präsident Bush für insgesamt 60 Millionen Dollar Fernsehzeit in mehreren Schlüsselstaaten gekauft.
Ken Goldtsein, Experte für politische Werbung an der Universität von Wisconsin meint: "Gegenwärtig wird Kerry von einem Drittel der Bevölkerung positiv bewertet. Ein weiteres Drittel sieht ihn negativ und das dritte Drittel weiß nichts über ihn." Es könne interessant werden, sich seine Werte in den heiß umkämpften Bundesstaaten im kommenden Juni anzusehen, wenn diese Medienkampagne vorüber ist.