In Rekordzeit zum Heiligen
5. Juli 2013Bei dem für Johannes Paul II. anerkannten Wunder soll es sich um die Heilung einer Frau aus Costa Rica nach einer schweren Hirnverletzung handeln. Sie soll am Tag seiner Seligsprechung um Hilfe gebeten haben. Nach Überzeugung der Kirchenführung vollbrachte Johannes Paul sein erstes Wunder, als er Gott erfolgreich um die Heilung einer französischen Nonne von der Parkinson-Krankheit bat. Dies trug zu seiner Seligsprechung im Jahr 2011 bei. Nach dieser Vorstufe zur Heiligsprechung muss in der Regel ein zweites Wunder anerkannt werden.
"Ein spezieller Fall"
Die Ausnahme von dieser Regel bildet Johannes XXIII., dessen anstehende Heiligsprechung der Vatikan ebenfalls bekannt gab: Der Italiener war von 1958 bis 1963 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und gab den Anstoß zu Reformen im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Seine Heiligsprechung soll ohne ein zweites Wunder erfolgen. Es ist aber selten, dass dies geschieht. Die Entscheidung darüber obliegt dem Papst. Vatikansprecher Federico Lombardi verwies darauf, dass es sich um einen "speziellen Fall" handle.
Die Zustimmung des amtierenden Papstes löst in Polen große Zufriedenheit aus. "Wir freuen uns sehr", sagte Erzbischof Jozef Michalik. Er habe schon zu Lebzeiten von Johannes Paul II. an dessen Heiligsprechung geglaubt. Für viele Polen war Johannes Paul II schon lange der inoffizielle Schutzheilige des Landes, auch wenn die Zahl der polnischen Kirchgänger seit Jahren schrumpft und vor allem die Sexualmoral der Kirche von vielen Gläubigen schlicht ignoriert wird.
Johannes Paul II. war nur sechs Jahre nach seinem Tod nach einem in Rekordzeit durchgeführten Verfahren seliggesprochen worden. Schon bei der Trauerfeier 2005 hatten zahlreiche Gläubige mit dem Ruf "Santo subito" seine sofortige Heiligsprechung gefordert. Der Pole Karol Wojtyla war 1978 als Überraschungskandidat zum Papst gewählt worden. Er starb am 2. April 2005 mit 84 Jahren nach langem öffentlichen Leiden. Sein Pontifikat war eines der längsten in der Kirchengeschichte.
Konservativ und populär
In die Amtszeit von Johannes Paul II. fiel unter anderem der Fall des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West. Der ehemalige Erzbischof von Krakau unterstützte aktiv die polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. Bei einer der von ihm eingeführten päpstlichen Massenveranstaltungen wurde er 1981 bei einem Attentat durch den türkischen Rechtsextremisten Mehmet Ali Agca schwer verletzt. Bis zum Ende seines Pontifikats unternahm er rund 100 Auslandsreisen. Er sprach überdies eine Rekordzahl von Glaubenszeugen selig und heilig.
Der polnische Papst galt als theologisch konservativ. Wegen seiner freundlichen Art, auf Menschen zuzugehen, genoss er dennoch große Popularität.
rb/jc (afp, dpa, epd, kann, rtr)