Joan Miró: Wandbilder, Weltenbilder. Ausstellung in Frankfurt am Main
Joan Miró war ein Künstler, der die Malerei erneuern wollte. Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main zeigt in einer Ausstellung, dass er dafür nicht nur Leinwände bemalte, sondern auch mit der Wand experimentierte.
Kritzeleien auf der Wand
Mit fast kindlichem Elan kritzelte der gebürtige Katalane direkt auf die Wand. Hier sieht man den Künstler 1967 in seinem Atelier "Son Boter" in Palma de Mallorca. Die Wände hat er mit einem schwarzen Kohlestift bearbeitet. Schon viel früher, im Jahr 1937, arbeitete Miró gemeinsam mit Pablo Picasso an einem Wandbild im öffentlichen Raum für die Weltausstellung in Paris.
Lein - Wand!
Joan Miró (1893 - 1983) suchte nach immer neuen Ausdrucksformen. Dabei entdeckte er die Wand - und zwar nicht nur als Gegenstand der Abbildung. Auch ihre physische Beschaffenheit inspirierte den Künstler: etwa zu Untergründen aus weiß gewaschener Leinwand, roher Jute oder Schleifpapier.
Spiel mit der Illusion
"Der Bauernhof/La Ferme" zählt zu den frühen Meisterwerken im Schaffen des Spaniers Joan Miró. Schon 1921/22, als er seinen elterlichen Bauernhof malte, legte er sehr viel Wert auf die Darstellung der Stallwand. Er zeigt sie mit all ihren Flecken, Fehlern und Rissen. Es ging ihm darum, die reale Materie so wirklichkeitsnah wie möglich abzubilden.
Tod der Malerei
In den 1930er Jahren will Miró die Malerei "ermorden". Damit meint er die überkommenen Maltraditionen, die er verachtet. Mit der von ihm entwickelten Bildsprache stellt er sich bewusst gegen die vorgegebenen Erwartungen des Bürgertums. Blau repräsentierte für ihn den Himmel, aber auch Erinnerungen an die mit blauem Kupfervitriol bespritzten Mauern der Bauernhöfe in Katalonien.
Ungewohnte Farbwahl
Joan Mirós Werk strotzt nur so vor bunten Farben. 1973/74 malte er ein dreiteiliges Gemälde, das nur in Schwarz-Weiß gehalten war. Es bildet einen Kontrast zu den bunten Gemälden und zeigt eine hohe schmucklose Wand.
Bilder, die den Rahmen sprengen
Miró versuchte den Bildraum zu erweitern. Deshalb verlieh er seinen Gemälden das Aussehen von Wandoberflächen. Auch seine Vorliebe für ein längliches oder schmales Bildformat spiegelt Mirós Auseinandersetzung mit der Wand wider und verweist zugleich auf seine monumentalen Triptychen und späten Keramikfriese. Auch beim Gemälde "Vögel" probiert Miró neue, große Formate aus.
Graffiti à la Miró
Mitte der 1920er Jahre erzeugte Miró eigene Wandbilder, in dem er die Leinwand mit Farbe bespritzte. Der braune Untergrund sollte dabei wie eine verwitterte Wand wirken. Dabei entstand auch das Werk "Die spanische Flagge" im Jahr 1925. Außerdem zeigt es ein für Miró typisches Symbol: den Vogel.
Magische Punkte
Mit dem Gemälde "Malerei (Die Magie der Farbe)" zeigt die Schirn-Kunsthalle eines der Schlüsselwerke: Im Jahr 1930 malt Miró zwei große Punkte in Rot und Gelb auf einen weißen Grund. Sie scheinen wie schwerelos zu schweben. Wieder verweist das Weiß auf die weißgetünchten Mauern der einfachen Bauernhäuser seiner Kindheit nahe Barcelona.
Kunst für alle
Joan Miró hat sich Zeit seines Lebens auch politisch engagiert. Seine Kunst sollte möglichst frei zugänglich sein. Für das UNESCO-Hauptquartier in Paris schuf er 1957 die "Mondwand" und die "Sonnenwand" - wieder bezieht er die "Schönheitsfehler" der nackten Wand mit ein. Die Ausstellung "Wandbilder, Weltenbilder" ist vom 26.2.-12.06. in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main zu sehen.