Joachim Löw, der ewige Bundestrainer
Seit fast 14 Jahren ist Joachim Löw Bundestrainer und nun auch der dienstälteste Nationalcoach der Welt. Nach dem blamablen WM-K.o. in Russland arbeitet der 60-Jährige nun am Wiederaufbau der DFB-Elf - Ausgang ungewiss.
Löw ist dienstältester Nationaltrainer
Ein Mann mit Weitblick: Joachim Löw denkt nicht nur von Spiel zu Spiel. Und nun hält er einen weiteren Rekord: Weil Uruguays Nationalcoach Oscar Tabarez wegen der Corona-Pandemie entlassen werden muss, ist Joachim Löw nun mit mehr als 13 Jahren Dienstzeit der Fußball-Nationaltrainer, der weltweit am längsten diese Position inne hat. Tabarez war bis dahin ein halbes Jahr länger im Amt gewesen.
Für Bundestrainer Löw tickt die Uhr weiter
Joachim Löw will seinen bis 2022 laufenden Vertrag als Bundestrainer erfüllen - trotz des enttäuschenden Auftretens der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland. Der 60-Jährige, der bislang 181-mal auf der deutschen Bank saß, soll 2021 bei der wegen der Corona-Krise verschobenen EM in sein achtes Turnier als Chefcoach gehen. Der DFB gibt ihm die Zeit.
Fußball bestimmt sein Leben
Geboren wurde Löw 1960 im beschaulichen Schönau im Schwarzwald. Seine Karriere als Fußball-Profi begann 1978 in Freiburg, zwei Jahre später wechselte er zum VfB Stuttgart (Foto). Es folgten die Stationen Eintracht Frankfurt, wieder Freiburg, Karlsruhe und abermals Freiburg. 1989 wechselte er in die Schweiz, wo er seine Spieler-Karriere beim FC Schaffhausen und FC Winterthur ausklingen ließ.
Zum Einstand als Chefcoach DFB-Pokalsieger
Auf dem Platz gelang Löw der große Durchbruch nie, mit 34 Jahren war Schluss. Beim FC Frauenfeld agierte er ab 1994 als Spielertrainer, ein Jahr später war der Coach Löw endgültig geboren - er wurde Co-Trainer beim VfB Stuttgart (Foto). 1996 übernahm er, zunächst sogar ohne Fußballlehrer-Lizenz, das Amt des Cheftrainers. Seine erste Saison beendete Löw gleich mit dem DFB-Pokalsieg.
Glücklos in der Türkei
Nach seiner plötzlichen Entlassung beim VfB im Mai 1998, gerade hatten die Stuttgarter Platz vier in der Bundesliga erklommen, flüchtete Löw in die Türkei zu Fenerbahce Istanbul. Glücklich wurde er dort nicht. Schon im Oktober 1999 wechselte er für ein halbes Jahr zum Zweitligisten Karlsruher SC. Bei einem DFB-Sonderlehrgang zum Erwerb der Trainerlizenz lernte er Jürgen Klinsmann kennen.
Zeit in Österreich prägt Löw
Löw ging noch einmal in der Türkei zu Adanaspor, suchte dort aber schon nach acht Wochen das Weite. Im Oktober 2001 heuerte er in Österreicher beim FC Tirol Innsbruck an und wurde sofort Meister. Nach der Insolvenz des Klubs wechselte er zu Austria Wien (Foto) und holte ebenfalls den Titel. Dennoch wurde Löw im März 2004 entlassen - er kam nicht mit Austria-Boss Frank Stronach (2.v.l.) zurecht.
Ein perfektes Trainer-Team
Jürgen Klinsmann (r.), der gerade zum Bundestrainer berufen worden war, machte Löw nach der EM 2004 zu seinem Assistenten. Beide verstanden sich und wurden schnell Freunde. Den Höhepunkt der Klinsmann-Löw-Ära markierte die WM 2006 im eigenen Land (Foto). Eine wie berauscht aufspielende deutsche Elf stieß bis ins Halbfinale vor, wo Italien in der Verlängerung das Aus brachte.
Platz drei bei der Heim-WM 2006
Deutschland wurde WM-Dritter und das Bundestrainer-Duo ließ sich am Brandenburger Tor feiern: Arm in Arm genießen Torwart-Trainer Andreas Köpke, Chefcoach Jürgen Klinsmann, sein Co Joachim Löw und Team-Manager Oliver Bierhoff (l.-r.) den Moment auf der Fan-Meile am Brandenburger Tor.
Löws Ära als Bundestrainer beginnt
Nach der WM 2006 trat Klinsmannn zurück, Löw wurde zum Chefcoach befördert. 2008 qualifizierte sich sein Team schon drei Spieltage vor Ende der Qualifikation für die EM. Dabei setzte Löw ein Zeichen: Weil Kevin Kuranyi (r.) während eines Spiels aus Frust über seine Nichtberücksichtigung zur Halbzeit das Stadion verließ, verkündete Löw, den Stürmer nicht wieder in die DFB-Elf berufen zu wollen.
EM 2008: Spanien ist eine Nummer zu groß
Bei der EM 2008 spielte sich Löws Mannschaft souverän ins Finale - doch dort waren die Spanier eine Nummer zu groß. Die Iberer krönten sich durch ein Tor von Fernando Torres zum Europameister. Der Traum vom Titel war für Löw & Co. geplatzt.
Stolperstein Spanien auch in Südafrika
Bei der WM in Südafrika 2010 begeisterte die deutsche Mannschaft ihre Fans mit neuen Talenten und viel Drang nach vorne. Löw zeigte, dass er mit jungen Spielern umgehen kann, auch Mesut Özil (r.) entwickelte sich bei dem Turnier unter Löw weiter. Die DFB-Elf schaffte es bis ins Halbfinale, wurde dort aber wieder von Spanien gestoppt.
Der Schock von Warschau bei der EM 2012
Einen herben persönlichen Dämpfer musste Löw bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine einstecken. Mit zehn Siegen war die DFB-Elf durch die Qualifikation geeilt, doch im Halbfinale war erneut Schluss. Im Spiel gegen Italien (Foto) "vercoachte" sich der Bundestrainer! Falsch eingestellt fand das deutsche Team einfach nicht zu seinem Spiel.
Eine Nacht in Rio de Janeiro...
Die Krönung dann 2014! Durch das 1:0 nach Verlängerung gegen Argentinien sicherte sich Deutschland zum vierten Mal den Weltpokal. Löw war auf dem Gipfel angekommen. In Brasilien erfüllte er sich und ganz Fußball-Deutschland den Traum vom WM-Titel - und das ohne Niederlage und mit einer 7:1-Demontage der Gastgeber im Halbfinale.
Der Traum vom EM-Titel platzt erneut
Bei der EM 2016 in Frankreich war der Gastgeber beim 0:2 im Halbfinale in Marseille nicht besser, aber viel effizienter. Der Traum von der Europameisterschaft nach dem Weltmeistertitel endete jäh. Dennoch verlängerte Löw seinen Vertrag bis 2020 - hochmotiviert, die WM 2018 in Russland im Blick.
Trügerische Sicherheit nach Confed-Cup-Sieg
Ein Jahr vor der WM 2018 schien der deutsche Fußball gewappnet zu sein für die kommenden Jahre - mindestens aber für die Verteidigung des WM-Titels 2018 in Russland. Mit einer vergleichsweise unerfahrenen Truppe gewann Löw jedes Spiel beim Confederations Cup und sichert sich im Sommer 2017 den Titel.
Mexiko bricht Deutschland das Rückgrat
Wie man sich täuschen kann! Zwar qualifizierte sich die DFB-Elf souverän für die WM und Löw verlängerte kurz vor dem Turnier seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre - bis 2022. Doch in Russland blieb das deutsche Team weit unter seinen Möglichkeiten und schied als erste DFB-Auswahl überhaupt bereits in einer WM-Vorrunde aus. Andere wären zurückgetreten, Löw nicht: Er bleibt Bundestrainer!