Jhon Cordoba ist Kölns Helfer in der Not
14. Dezember 2019Als die Mannschaft des 1. FC Köln auf ihrer Ehrenrunde die Südtribüne erreicht hatte, da war das Signal der Anhänger des Traditionsvereins eindeutig: Sie stimmten einen eigens kreierten Cordoba-Song an und forderten den Angreifer auf, an den Zaun zu kommen, damit sie ihren Liebling so richtig feiern konnten. Der Kolumbianer war es schließlich, der die Rheinländer mit seinem Treffer zum 1:0 nach 73 Minuten auf die Siegerstraße gebracht hatte. Sebastiaan Bornauw traf elf Minuten später noch zum Endstand von 2:0.
Aber wie war dem Stürmer dies gelungen? Jhon Cordoba machte die Leverkusener nach seiner Einwechslung schlicht mürbe. Er warf seinen wuchtigen Körper in jeden Zweikampf, grätschte, rannte, köpfte und behielt allein vor Leverkusen-Torhüter Lukas Hradecky die Nerven. Es war ein gelungener Auftritt Cordobas, von denen er in dieser Spielzeit noch nicht so viele zeigen konnte. In sechs Bundesligapartien war Cordoba eingewechselt worden, sechsmal durfte er von Anfang an spielen - seine Ausbeute bis dato: drei mickrige Treffer. Das entspricht sicher nicht dem Anspruch des ehrgeizigen Südamerikaners. Sein Trainer hatte das große Engagement Cordobas aber in jeden Fall wahrgenommen. "Jeder, der sich im Training anbietet, wird belohnt. Es war schön, das Jhon das Tor gemacht hat", sagte Markus Gisdol.
Großer Einsatz der Kölner
Der Kölner Fußballlehrer hatte den erneut glücklosen Anthony Modeste in die Startelf berufen, der dritte FC-Stürmer, Simon Terodde, bekam diesmal gar keine Einsatzeit. Gisdol, der erst sein viertes Spiel für Köln coachte und erstmals als Sieger das Stadion verließ, probiert weiterhin aus und ist auf der Suche nach der richtigen Angriffs-Formation. Cordoba dürfte sich mit der körperlichen Wucht, die er gegen die Bayer-Elf an den Tag legte, ein paar Pluspunkte für die letzten beiden Hinrundenspiele verschafft haben.
Ohnehin zeigte die gesamte Kölner Mannschaft so viel Einsatz wie eigentlich noch nie in dieser Spielzeit. "Es war langsam mal Zeit für eine Leistung, wie wir sie heute gebracht haben", sagte Gisdol und führte weiter aus: "Die Mannschaft hat mir in der vergangenen Trainingswoche schon vermittelt, dass sie verstanden hat, worum es geht." Dass es um den Klassenerhalt geht, dürfte jetzt auch beim letzten FC-Spieler endgültig angekommen sein. Offensivspieler Dominik Drexler sagte: "In diesem Spiel war genau das drin, was wir auch in der Zukunft machen müssen: aggressiv in die Zweikämpfe gehen."
Aber auch der Kölner Trainer bewies Mut gegen die eigentlich spielerisch deutlich überlegene Leverkusener Mannschaft. Gisdol berief gleich drei junge und nahezu unerfahrene Spieler gleichzeitig in die Anfangself. Der linke Mittelfeldspieler Ismail Jakobs (20 Jahre, 4 Bundesligaspiele), Linksverteidiger Noah Katterbach (18, 6) und vor allem Jan Thielmann (17, 1) als rechter Mittelfeldspieler mit seinem Bundesligadebüt sollten gegen die Leverkusener die nötige Gegenwehr leisten - was auch gelang.
Neue Strukturen schaffen
"Ich versuche bei meinen Mannschaften immer Strukturen aufzubrechen, die sich in den Wochen davor vielleicht eingeschlichen haben", sagte Gisdol. Deshalb hatte er auch keinerlei Zweifel, dass diese jungen Spieler sein Vertrauen nicht rechtfertigen könnten. "Ich war davon nicht überrascht", sagte Gisdol, während seine Jungspunde in der Umkleidekabine eine Etage tiefer bei dröhnender kölscher Musik ausgiebig ihren wohl nicht erwarteten Sieg feierten.
Allerdings hatten die Leverkusener ihr Übriges zu dieser Pleite beigetragen: Denn sie spielten nicht nur "sehr schlecht", wie Bayer-Coach Peter Bosz über sein Team urteilte. Zudem mussten mit Aleksandar Dragovic (Gelb-Rot/62.) wegen wiederholten Foulspiels und Leon Bailey (Rot/77.) aufgrund einer Tätlichkeit gegen Kingsley Ehizibue gleich zwei Bayer-Profis vorzeitig den Platz verlassen. "Zu Zehnt ist schwer, zu Neunt ist unmöglich", sagte Bayer-Innenverteidiger Lars Bender. Bosz sprach der Partie dann auch in seinem Ärger jegliche Attraktivität für die neutralen Zuschauer ab: "Wer nicht für Köln oder Leverkusen war, der hätte den Fernseher ausgemacht."
Die mangelnde Attraktivität war allerdings keine Kategorie, mit der sich der FC beschäftigte. Mit diesem Heimsieg haben die Kölner den letzten Tabellenplatz verlassen, bleiben aber dennoch als Vorletzer in der Abstiegszone hängen. "Es war nur ein Sieg. Aber darauf können wir sicher aufbauen", sagte Gisdol.
Der FC hat wieder Hoffnung geschöpft. Hoffnung, die lange verschollen gegangen war. Jhon Cordoba verließ derweil kommentarlos die Kölner Arena. Vermutlich will er in den kommenden Partien erst einmal seine Leistung für sich sprechen lassen.