Japan: Heimliche Hochzeitsfotos für LGBTQ-Paare
Japan ist das letzte G7-Land, das homosexuelle und queere Paare von der Ehe ausschließt. Obwohl ihnen das Heiraten selbst verboten ist, legen viele trotzdem Brautkleider und Anzüge an: für ein besonderes Fotoshooting.
Liebe im Verborgenen
Für viele Paare weltweit ist eine Hochzeit die perfekte Gelegenheit, die eigene Liebe öffentlich zu zelebrieren und ihr Glück mit Familien und Freunden zu teilen. LGBTQ-Paaren in Japan verwehren das restriktive Recht und die konservative Gesellschaft diese Freude. Auf Hochzeitsfotos, wie sie in den Wohnungen heterosexueller Paare hängen, wollen viele trotzdem nicht verzichten.
Hinter dem Sichtschutz
Der Reuters-Fotograf Kim Kyung-Hoon hat über acht Monate hinweg LGBTQ-Paare getroffen, die sich in Hochzeits-Fotostudios in Tokio und Yokohama ablichten ließen. Er hat jene, die einverstanden waren, noch einmal porträtiert - und zwar so, dass ihre Identitäten geschützt bleiben. Viele berichten von Diskriminierungen und halten ihre Beziehungen vor Teilen ihres Umfelds geheim.
Eine greifbare Erinnerung
So handhaben es auch diese beiden 35 und 40 Jahre alten Frauen, die für das Shooting zueinander passende Brautkleider angezogen haben. "Wir fanden die Idee schön, ein greifbares Erinnerungsstück nur für uns beide anzufertigen", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters die ältere der beiden.
Angst vor dem Coming-Out
Diese Hände gehören einer 33-jährigen bisexuellen Frau und ihrer 32-jährigen lesbischen Partnerin. Die 33-jährige berichtete dem Fotografen von ihrem Coming-Out: "Mein Vater hatte eine Aversion gegen gleichgeschlechtliche Paare, also hatte ich Angst, ihm zu erzählen, dass ich mit einer Frau zusammenlebe. Als ich es tat, akzeptierte er es ohne zu zögern."
Aufzug in den siebten Himmel
Im Fotostudio Onestyle in Yokohama führt dieser Aufzug in die Umkleideräume. Mehr als 2000 Paare jährlich kämen für Hochzeitsshootings, zitiert Reuters die Gründerin Natsue Ikeda. Bis zu fünf Prozent von ihnen identifizierten sich als LGBTQ, also lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder queer.
Fotos als Schatz
In Japan bieten viele Kommunen ihren Einwohnern die Möglichkeit einer eingetragenen Lebenspartnerschaft - was jedoch dem Status einer offiziellen Ehe nicht gleichkommt. Diese 32-Jährige und ihr 33-jähriger Partner, ein Transgender-Mann, haben sich für traditionelle Outfits entschieden. "Diese Fotos werden unser Schatz sein", sagte die Grafikdesignerin.
Ja, ich will
Der 53-Jährige, der sich hier mit seinem 45-jährigen Mann fotografieren lässt, sagt, dass die Einstellung gegenüber LGBTQ-Personen sich allmählich wandelte. In einer Umfrage des Senders Fuji TV gaben letztes Jahr 91,4 Prozent der Unter-30-Jährigen an, die Ehe für Alle zu unterstützen. Unter den Über-70-Jährigen waren es weniger als die Hälfte.
Hinter dem Regenbogen
Und tatsächlich könnte sich die Gesetzgebung verändern: Im März erklärte ein Hohes Gericht das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen für verfassungswidrig. Nun liegt das Thema beim Obersten Gericht. Doch einer der beiden Männer auf dem Foto gibt zu bedenken: "Gesetzesveränderungen sind nett, aber sie bedeuten nicht viel, solange die Gesellschaft sich nicht gegenüber LGBTQ-Menschen öffnet."
Hoffnung auf Wandel
Während immer mehr Länder die Ehe für Alle normalisieren, gerät Japan allmählich unter politischen Druck. Im vergangenen Jahr verabschiedete das japanische Parlament deshalb ein Gesetz, das zumindest erste Schritte der Anerkennung von LGBTQ-Personen bewirken sollte. Doch der ursprünglich weiter gefasste Gesetzentwurf wurde auf Druck konservativer Abgeordneter der Regierungspartei LDP verwässert.
Fotos jetzt - Hochzeit irgendwann?
Fürs Erste müssen Japans homosexuelle und queere Paare sich also mit Fotoshootings ohne eigentliche Hochzeit begnügen. Die dafür notwendigen Eheringe hat dieses Paar - eine 27-jährige gender-queere Person und eine 31-jährige heterosexuelle Frau - schon mal.