Japan freut sich über den Sieg
8. September 2013Es waren nur noch wenige Momente bis zur Bekanntgabe des Ausrichtungsortes der Olympischen Spiele 2020. Spannung lag in der Luft. In Tokios Bars, Restaurants, Privat-Haushalten und besonders in den Büros des Japanischen Olympischen Komitees herrschte Ruhe. Als dann aber Jaques Rogge, der scheidende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), den Briefumschlag in Buenos Aires öffnete und Tokios Sieg verkündete, brach bei den Japanern tosender Jubel aus.
Großbildleinwände zeigten feiernde Menschen, die sich in den Armen lagen, jubelten und schrien - in der japanischen Bevölkerung ein seltenes Bild öffentlichen Gefühlsausbruches. An vielen Orten verzauberten jubelnde Massen mit lauter Musik und wehenden Fahnenbändern öffentliche Pätze in eine Freiluftparty. "Wir haben es geschafft, wir haben es geschafft" - riefen die Gäste. Mit 60 zu 36 Stimmen siegte Tokio über Istanbul im zweiten Wahlgang. Madrid, die dritte Bewerberstadt für die 22. Olympischen Spiele, war überraschend in der ersten Runde rausgeflogen.
"Geehrt und demütig"
"Tokio fühlt sich geehrt und demütig nach der Entscheidung des IOC, die Olympischen und Paralympischen Spielen 2020 an uns zu vergeben", sagte Tokios Bewerbungschef Tsunekazu Takeda. Er dankte der olympischen Familie für das Vertrauen in eine "großartige Stadt. Wir werden die Menschen nicht enttäuschen und unvergessliche Spiele veranstalten."
Tekeda, der Japan bereits 1974 in München und vier Jahre später auch in Montreal bei den Olympischen Reitentscheidungen vertrat, fügte noch hinzu, dass nach einer aktuellen Umfrage "92 Prozent der japanischen Bevölkerung Tokios Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele unterstützt haben. 116 Millionen Japaner lächeln gerade. 'Tokio 2020' wird ein herrliches Event im Herzen einer dynamischen Stadt", sagte er.
"Mein Herz schlug mir bis zum Hals"
Auch Japans Premierminister Shinzo Abe äußerte sich kurz nach dem Wahlsieg sehr emotional: "Mein Herz schlug mir bis zum Hals und jetzt bin ich überglücklich. Wir werden den Erwartungen gerecht werden und eine erfolgreiche Olympiade veranstalten", und er fuhr fort: "Ich denke, wir können zweifelsohne sichere Spiele versprechen." Außerdem betonte die japanische Delegation, dass die Übertragung der Spiele an Tokio besonders die Menschen ermutigen würde, die 2011 von der Erdbebenkatastrophe betroffen waren.
Bei der letzten Präsentation vor der IOC-Delegation machte Paralympics-Athletin Mami Sato deutlich, was eine Entscheidung für Tokio und das ganze Land bedeuten würde. Die Weitspringerin, die mit 19 Jahren durch Krebs ein Bein verloren hatte, berichtete mit stockender Stimme über schwere Tage nach der Naturkatastrophe. Ihre Heimatstadt Tohoku wurde durch das Erdbeben und den Tsunami schwer beschädigt. Es dauerte mehrere Tage bis sie ihre Familie gefunden hatte - lebend. Zusammen mit anderen Sportlern half Sato im Anschluss und verteilte Hilfspakete an die Überlebenden.
Hilfe für Erdbebenopfer
"Mehr als 200 japanische und internationale Athleten besuchten in der Vergangenheit immer wieder die betroffenen Gebiete und ermutigten mehr als 50.000 Kinder", erzählte Sato dem IOC. "Da habe ich gesehen, welche Kraft Sport haben kann: Sport erschafft neue Träume, zaubert ein Lächeln, gibt Menschen Hoffnung und bringt sie zusammen."
Die Feierlichkeiten in ganz Tokio dauerten bis zum Sonnenaufgang. Es wurde ausgelassen auf den berühmten Kreuzungen in Shibuya getanzt. Nach einer zweieinhalbjährigen Bewerbungsphase ist die Zuversicht groß, die Krise in Fukushima endlich zu überwinden. Japan freut sich auf eine bessere Zukunft.