Doku über Janet Jackson im US-Fernsehen
31. Januar 2022Etwas schüchtern wirkt das kleine Mädchen, als es neben seinen großen Brüdern auf der Bühne steht und verschämt lächelt. Die großen Jackson Five stehen dort - und die kleine Janet darf auch mal mitspielen und zeigen, was sie schon alles kann. Eine Szene aus der Filmdoku "Janet", die seit dem 28. Januar im US-Fernsehen zu sehen ist.
Die heute 55-jährige Sängerin hat viel zu berichten in dieser gut anderthalbstündigen Dokumentation, in der sie Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Im Trailer zum Film sagt sie auf die Frage, warum es eine Janet Jackson-Doku gibt: "Weil es getan werden muss."
Ehrgeiziger Vater
Die filmische Autobiografie zeigt Stationen ihrer Karriere - und vor allem das Familienleben, das geprägt war von der stark religiösen Erziehung der Mutter und vor allem vom Vater Joseph Jackson und dessen unermüdlichem Ehrgeiz, alle seine Kinder zu Stars zu machen.
Wie dieser Ehrgeiz aussah, damit hält Janet Jackson nicht hinterm Berg. "Mein Vater weckte uns manchmal aus dem Schlaf, indem er Streichhölzer zwischen unsere Zehen steckte und sie sogar anzündete. Er konnte sehr gemein sein", schildert die Sängerin.
Joseph Jackson ist 2018 gestorben. Jetzt, vier Jahre später, spricht seine Tochter über ihn: "Als Kind hätte ich mir einen anderen Vater als meinen gewünscht, man wusste nie, wie seinen Launen waren. Manchmal spielte er mit uns, aber das war nie lustig."
Einziger Superstar neben Michael
Wer die Geschichte ihres Bruders Michael kennt, weiß, wie schwierig die Kindheit aller Jackson-Geschwister war: Alle mussten funktionieren, Jackson bläute allen Kindern Disziplin ein. Fehler wurden mit Gewalt geahndet.
Fünf seiner Söhne wurden zu den Jackson Five, in deren Mittelpunkt der kleine Michael stand. Der wurde schließlich zum Superstar - nur seine seine jüngste Schwester Janet wurde später annähernd so erfolgreich. Schon mit acht Jahren stand sie auf der Bühne und parodierte bekannte Stars.
Nachdem der Versuch, mit ihren älteren Schwestern eine Girlband zu gründen, gescheitert war, machte sie eigene Platten. Erst das dritte Album "Control" brachte 1986 den ersehnten Erfolg. Ein Hit nach dem anderen folgte, garniert mit sensationellen Tanzvideos, die beim damals noch jungen Musiksender MTV rauf und runter liefen. Mit dieser Platte hat sie sich aus dem Schatten ihres berühmten Bruders gelöst und wurde als eigenständige und innovative Künstlerin gefeiert.
Nach "Nipplegate" war Janet unten durch
Janet Jacksons Karriere kannte danach nur eine Richtung: nach oben. Ihr Erfolg steigerte sich mit jedem Album - bis ihr im Februar 2004 vor einem Millionenpublikum ein folgenschweres Malheur geschah. In der Halbzeitpause des Superbowl trat sie mit Justin Timberlake auf. Der riss, während er die Textzeile "Bet I'll have you naked by the end of this song" (Ich wette, ich habe dich bis zum Ende des Songs soweit, dass du nackst bist) sang, an ihrem Oberteil, ein Stück Stoff löste sich - und die Kameras hielten gnadenlos auf Janet Jacksons entblößte Brust.
Ganz Amerika schien entrüstet über diese Szene, die als "Nipplegate" in die Popgeschichte einging. Justin Timberlakes Karriere schadete dies nicht. Aber Janet war unten durch. Sie wurde von vielen Radiostationen und TV-Sendern auf die rote Liste gesetzt, musste sich entschuldigen und einen schweren Karriereknick hinnehmen. Auch das ist Teil der Dokumentation - allerdings zeigt sich Janet hier versöhnlicher gegenüber Timberlake als gegenüber ihrem Vater.
"Eine starke Frau"
Im Film geht es auch um Janets Männer und darum, ob sie in den 1980ern ein heimliches Baby bekommen hat. Sie ist allerdings erst mit 50 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden. Außerdem - und das ist für Musikfans sicher verlockender als Babymythen - kommen neben Konzertausschnitten jede Menge Superstars zu Wort, darunter Mariah Carey ("Sie ist eine starke Frau") und Whoopie Goldberg ("Janet Jackson steht für viele Frauen").
Viel bisher noch nicht gezeigtes Material verspricht die Doku, darunter ganz private Szenen, etwa wie sie mit ihrem Bruder Michael auf dem Bett sitzt und sie zusammen einen Song schreiben. Im Film erzählt sie, wie schwer sie es zuweilen mit Michael hatte: "Es gab Zeiten, in denen Mike mich ärgerte und mich beschimpfte. Schwein, Pferd, Schlampe oder Kuh", sagte Jackson laut "New York Post". "Er lachte darüber und ich lachte auch, aber irgendwo im Inneren tat es weh." Was nicht Thema des Films ist: Die schweren Vorwürfe gegen ihren Bruder wegen Kindesmissbrauchs.
Fünf Jahre soll es gedauert haben, bis der Film fertig war. 2022 wird Janet Jacksons zwölftes Album "Black Diamond" kommen - vielleicht soll der Film dafür sorgen, dass sich die vielfache Preisträgerin Janet Jackson ins Gedächtnis zurückruft, und dass sie die alten Geschichten endlich ruhen lassen kann - weil sie jetzt erzählt sind. So sagt Janet im Trailer: "Das ist meine Geschichte, von mir erzählt, nicht durch die Augen eines anderen. Das ist die Wahrheit. Nimm sie oder lass es, liebe sie oder hasse sie. Das bin ich."
Ab 11. März 2022 soll der Film auch in Deutschland beim Streaminganbieter Sky zu sehen sein.