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James Bond jagt Dr. Njet

Markus Reher, Moskau15. Januar 2008

Neuer Streit zwischen Moskau und London: Russland nimmt nun die Kultur ins Visier, wo es eigentlich um Außenpolitik geht. Womöglich mit weit reichenden Konsequenzen für die russisch-europäischen Beziehungen.

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Bild: DW

Eigentlich könnte es einfach eine Räuberpistole aus dem Reich der Agenten sein. Doch der Kampf MI6 gegen KGB, "James Bond" gegen die Männer, die aus der Kälte kamen, hinterließ bisher mindestens einen Toten, eine Giftspur quer durch Europa, und die außenpolitischen Folgen sind nicht abzusehen.

Diesmal traf es das British Council, das Institut der Briten, das sich wie das deutsche Goethe-Institut als Kultur- und Sprachmittler versteht. Russland erteilte den Filialen in Jekaterinburg und St. Petersburg Arbeitsverbot ab Jahresbeginn. Angeblich, weil die rechtliche Grundlage fehle, so die Russen. Alles Politik, vermuten jedoch die Briten.

Beziehungen auf dem Tiefpunkt

Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland sind seit langem auf dem Tiefpunkt. Vorwürfe um Spionage, Einmischung in innere Angelegenheiten und der Gift-Mord an Ex-KGB-Mann und Kremlkritiker Alexander Litwinenko belasten das Verhältnis. Großbritannien verlangt die Auslieferung des Hauptverdächtigen Andrej Lugowoj. Auch er ist ein Ex-KGB-Mann, der in Russland dank eines Parlamentsmandats inzwischen Immunität genießt. Moskau fordert von London dagegen die Auslieferung des dort im Asyl lebenden russischen Oligarchen Boris Beresowski. Der Kreml wirft ihm Umsturzpläne gegen Präsident Putin vor. Soweit so verworren.

Beide Seiten setzten Diplomaten vor die Tür. Russland entzog BBC World im Sommer die Radiolizenz. Der jüngste Schlag gegen die Kulturinstitute ist aus russischer Sicht folgerichtig. "Es ist kein Geheimnis, dass Geheimdienste aktiv im British Council arbeiten", erklärte der Mordverdächtige Lugowoj in seiner neuen Eigenschaft als Parlamentarier.

Begonnen hatte der Agentenkrieg vor ziemlich genau zwei Jahren. Damals wollte der russische FSB, der Nachfolger des sowjetischen KGB, in einem Park im Zentrum Moskaus einen Findling enttarnt haben. Sein Inhalt: ein Hightech-Minifunksender. Der Vorwurf: Britische Botschaftsmitarbeiter hätten über diesen Stein ausländische Nichtregierungsorganisationen gesteuert. Die russischen Schlapphüte warnten vor Umstürzen wie in Georgien oder der Ukraine.

"Wie Schakale vor den Botschaften"


Nun steht in Russland im März ein Wechsel an der Staatsspitze bevor. Die Verunsicherung darüber ist groß. Noch vor den Parlamentswahlen im Dezember hatte Präsident Putin sein Volk erneut gegen vermeintliche Feinde Russlands eingeschworen. Sie wollten das Land schwächen und ausbeuten - und sie lauerten "wie Schakale vor ausländischen Botschaften. Sie zählen auf die Unterstützung durch ausländische Gelder."

Was also, wenn Russen und Briten nicht so bald zu einer gemeinsamen Sprache zurück finden? Schon warnt London, der jüngste "Kulturkampf" könne negative Folgen für die Neuverhandlung des russisch-europäischen Rahmenvertrages haben. Und russische Menschenrechtler fürchten bereits den Bau eines neuen "Eisernen Vorhangs".