"Jamaika-Aus" ist "Wort des Jahres" 2017
8. Dezember 2017Der Begriff "Jamaika-Aus" stehe nicht nur für die schwierige Regierungsbildung, sondern sei auch sprachlich interessant, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag (8.12.2017) in Wiesbaden. Der Name des Staates Jamaika habe in Deutschland eine neue Bedeutung bekommen - weil die Farben seiner Flagge für die (gescheiterte) schwarz-gelb-grüne Koalition stünden. Mit dem Zusatz "Aus" werde umgangssprachlich auf das erfolglose Ende der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen verwiesen.
Auf Platz zwei schaffte es die "Ehe für alle": Die Bezeichnung beschreibt die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dabei könne der Ausdruck auch falsch interpretiert werden, denn "alle" würde ja beispielsweise auch Kinder umfassen, sagte der GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski. Die Bedeutung des Begriffs "Ehe" sei mit der neuen Regel erweitert worden.
Platz drei geht an "#MeToo": Mit dem Internet-Schlagwort prangern Frauen weltweit sexuelle Übergriffe an. Auslöser für die Kampagne im Herbst 2017 waren Vorwürfe gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein. Die Opfer wollten auf das Ausmaß des Problems aufmerksam machen, erklärte die GfdS.
Auf den weiteren Plätzen landeten unter anderem "covfefe", eine Wortschöpfung des US-Präsidenten Donald Trump, der damit einen seiner zahlreichen Tweets beendet hatte und das Netz zu kreativen Spekulationen über dessen Bedeutung anstachelte, "Obergrenze", "Diesel-Gipfel" und "Videobeweis".
Sieger 2016: "postfaktisch"
Mit dem "Jamaika-Aus" hat es auch in diesem Jahr ein Begriff auf Platz eins geschafft, der erst zum Jahresende aufkam. Im vergangenen Jahr war "postfaktisch" zum Wort des Jahres gekürt worden. Der Begriff wurde in den letzten Monaten des Jahres häufig genutzt, als der US-Wahlkampf und der Sieg von Donald Trump eine Debatte über die Verbreitung falscher Tatsachen in Gang setzte. Lange Zeit galt 2016 "Brexit" als Favorit.
Häufige Nutzung ist kein Kriterium für die Wahl
Das "Wort des Jahres" wählt alljährlich eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) aus. Bei der Wahl geht es um eine Begrifflichkeit oder Phrase, die nach Ansicht der Experten die öffentliche Diskussion in den vergangenen zwölf Monaten am meisten geprägt hat. Dafür wertet das Gremium mehrere tausend Fundstellen in Medien und externe Vorschläge aus und erstellt dann aus den zehn wichtigsten Wörtern des Jahres eine Rangliste. Dabei ist der Sprachgesellschaft zufolge aber nicht entscheidend, wie häufig ein Ausdruck benutzt wurde. Es gehe vielmehr um seine Signifikanz, Popularität und sprachliche Qualität. Mit der Liste sei "keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden", sagen die Sprachforscher.
ka/suc (dpa/gfds.de)