Jahrhundertgestalt im Kino: Oliver Stones Film "Snowden"
Für den Regisseur ist der Whistleblower Edward Snowden eine der wichtigsten Figuren der Zeitgeschichte. Der Film über den inzwischen im Moskauer Exil lebenden IT-Spezialisten rekonstruiert akribisch den "Fall Snowden".
Differenzierter Blick auf Snowden
Oliver Stone bemüht sich in seinem Film um eine ausgewogene Sichtweise. Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) ist in seinem Film alles andere als ein Held, der von Anfang an sein Ziel fest im Auge hat. Im Gegenteil: Zunächst präsentiert Stone den späteren Whistleblower als strebsamen IT-Spezialisten, der Karriere bei den US-Geheimdiensten machen will.
Premiere in Toronto
Der amerikanische Regisseur Oliver Stone, der am 15. September 70 Jahre alt wird, präsentierte seinen Film über den bekannten Whistleblower beim 41. Filmfestival im kanadischen Toronto erstmals vor großem Publikum. In den USA startet "Snowden" am 16. September, in Deutschland eine Woche später.
Einweisung durch die Offiziere
Snowden wollte seinem Land zunächst als Soldat im Irak dienen. Bei der Ausbildung beim Militär brach er sich beide Beine. Erst durch diesen Umstand kommt der junge Informatik-Student dann mit NSA und CIA-Einrichtungen in Kontakt. Bei der CIA fällt der intelligente und begabte IT-Spezialist schnell auf. Er ist zunächst ein gelehriger Schüler.
Musterschüler Snowden
Insbesondere Snowdens CIA-Vorgesetzter Corbin O'Brian (im Film glänzend dargestellt vom walisischen Schauspieler Rhys Ifans) hat einen Narren an dem jungen Mann gefressen. Er nimmt ihn unter seine Fittiche und fördert Snowden.
Blick hinter die Kulissen
Doch langsam begreift Snowden dann, um was es vornehmlich geht bei der Arbeit bei den Geheimdiensten: um die lückenlose Überwachung der Menschen - nicht nur der vermeintlichen Feinde. Bei CIA und NSA arbeiten auch viele Computer-Nerds. Snowden blickt ihnen bei der Arbeit über die Schulter - und muss erkennen, dass das Wort Privatsphäre jede Bedeutung verloren hat.
Spannend inszeniert
"Snowden" von Oliver Stone zeigt, wie aus dem Anfangs strebsamen jungen Mann nach und nach ein kritischer Zeitgeist wird. Der Film ist voller dichter Momente und spannend inszeniert. Meisterhaft zum Beispiel die Szene, in der Snowden die von ihm gesammelten, geheimen Daten aus einem CIA-Gebäude schmuggelt - in Rubiks Zauberwürfel.
Flucht nach Hongkong
Stone zeigt den Ausstieg Snowdens aus dem System, seine Flucht nach Asien und die Zusammenarbeit mit den Journalisten, die die erschreckenden Erkenntnisse des jungen US-Amerikaners an die Öffentlichkeit bringen. In der Rahmenhandlung des Films gibt Snowden die geheimen Überwachungsoperationen der Geheimdienste seines Landes weiter, hier eine Szene mit Tom Wilkinson.
Snowden als Privatperson
Oliver Stone schafft es, Snowden in seinem aufrüttelnden Politthriller als Mensch zu zeigen: als jungen Mann (überzeugend dargestellt von Joseph Gordon-Levitt), der eine Freundin hat und der zwischen persönlichen Interessen und der Entscheidung, als Whistleblower alles aufs Spiel zu setzen, entscheiden muss. So ist aus Oliver Stones "Snowden" ein rundum gelungener Film geworden.