Jahrelange Haft für US-Polizisten
19. Januar 201981 Monate Haft in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Illinois und anschließend zwei Jahre auf Bewährung - das ist die Strafe, zu der ein Ex-Polizist wegen der Tötung eines schwarzen Teenagers in Chicago verurteilt wurde. Das Strafmaß sei für die Tötung angemessen, sagte der Richter Vincent Gaughan.
Dem weißen Polizisten hatte eine Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren für Totschlag und zusätzlich wegen 16-facher gefährlicher Körperverletzung von je 30 Jahren gedroht. Drei wegen Verschwörung, Fehlverhaltens und Behinderung der Justiz angeklagte Kollegen wurden freigesprochen.
Die Familie des Opfers zeigte sich enttäuscht. Ein Großonkel erklärte, die Strafe entwerte das Leben von Laquan McDonald zu dem eines Bürgers zweiter Klasse - und sie lege nahe, dass für Schwarze und Weiße unterschiedliche Gesetze gälten.
Der Ex-Polizist war im Oktober von einem Geschworenengericht wegen Totschlags schuldig gesprochen worden. Er war wegen Mordes angeklagt und hatte auf nicht schuldig plädiert. Der Tod des 17-jährigen Laquan McDonald hatte zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus in der drittgrößten Stadt der USA geführt.
Der damalige Polizist hatte den 17-Jährigen im Oktober 2014 erschossen. Erst ein Jahr nach der Tat auf richterliche Anweisung veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten, dass der weiße Beamte 16 Mal auf den jungen Mann feuerte, der mit einem Messer in der Hand vor ihm weglaufen wollte. Daraufhin gingen im November 2015 tausende Menschen in Chicago auf die Straße. Nach den Protesten wurde unter anderem der Polizeichef der Stadt entlassen. Die Stadt Chicago traf 2015 eine Schadenersatzvereinbarung über fünf Millionen Dollar (4,3 Millionen Euro) mit der Familie.
Die US-Justizbehörden warfen der Polizei in Chicago nach einer einjährigen Untersuchung einen übertriebenen Einsatz von Gewalt vor. Der "übermäßige" Einsatz von Gewalt verletze die Verfassung, besonders betroffen seien die von vielen Schwarzen und Hispanics bewohnten Stadtviertel von Chicago, sagte die damalige Justizministerin Loretta Lynch.
Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben wiederholt für Empörung und Aufruhr in der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA gesorgt. Im Sommer 2014 hatte die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri schwere Unruhen ausgelöst. Der verantwortliche Polizist wurde nicht angeklagt, obwohl Brown unbewaffnet war.
stu/jj (afp, ap, rtr)