Papst beendet Heiliges Jahr
20. November 2016Er hat noch einen Moment im Stillen gebetet, dann schloss Papst Franziskus die Heilige Pforte im Petersdom. Mit der rituellen Geste ging an diesem Sonntag das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" zu Ende. "Dieses Jahr der Barmherzigkeit hat uns eingeladen, die Mitte wiederzuentdecken, zum Wesentlichen zurückzukehren", sagte das katholische Kirchenoberhaupt in seiner Predigt vor Tausenden Pilgern auf dem Petersplatz in Rom.
Franziskus warnt vor Egoismus
Der Papst mahnte, nie "die Türen der Versöhnung und der Vergebung zu verschließen, sondern stets über das Böse und die Divergenzen" hinauszugehen. Eine der größten Versuchungen sei Egoismus, sagte der Papst. Den Aufruf "Hilf dir selbst!" bezeichnete er als "furchtbarste Versuchung" des Evangeliums. Auch den Versuchungen von Macht und Erfolg müsse widerstanden werden. Wichtig sei es vielmehr, durch den Verzicht auf Gewohnheiten und Gebräuche, die das Reich Gottes behindern könnten, zum Wesentlichen zurückzukehren.
Schreiben an alle katholischen Kirchen
Zum Ende der Abschlussmesse, an der mehr als 100.000 Gläubige und 17 neue Kardinäle auf dem Petersplatz in Rom teilnahmen, unterzeichnete der Papst ein Schreiben zum Heiligen Jahr, das der Vatikan am Montag veröffentlichen wird. Der Text mit dem Titel "Misericordia et misera" ("Barmherzig und armselig") richtet sich an die ganze Kirche und soll dazu beitragen, Barmherzigkeit weiter zu leben - "mit der gleichen Intensität, die während des ganzen Außerordentlichen Heiligen Jahres zu spüren war", wie das vatikanische Presseamt mitteilte.
Heilige Pforte in Bangui wird nicht geschlossen
Nur die Heilige Pforte in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, bleibt nach Ende des Heiligen Jahres geöffnet. Franziskus hatte sie bei einem Besuch bereits kurz vor dem offiziellen Beginn Jahres der Barmherzigkeit geöffnet. Erstmals gab es in dem nun beendeten Heiligen Jahr nicht nur Pforten in den römischen Papstbasiliken, sondern in zahlreichen Ländern weltweit. Auch die Schwelle einer jeden Gefängniszelle konnte nach dem Willen des Papstes als solche gelten, wenn Häftlinge sie mit dem entsprechenden Bewusstsein nach Beichte, Teilnahme an einer Eucharistiefeier und konkreten Gesten der Buße überschritten.
Einer der Höhepunkte des Heiligen Jahres war die Heiligsprechung der Ordensfrau Mutter Teresa. Im Verlauf des Jubeljahres, das der Papst am 8. Dezember mit dem Öffnen der Heiligen Pforte eingeläutet hatte, reisten nach Vatikan-Angaben mehr als 20 Millionen Pilger nach Rom. Heilige Jahre finden eigentlich nur alle 25 Jahre statt. Der Papst kann aber auch ein außerordentliches Heiliges Jahr ausrufen.
as/hf (kna, ebd, dpa)