Jaguare: Flüchtlinge des Urwalds
Brasiliens Jaguare retten sich alljährlich vor den Fluten des Amazonas ins Dach des Dschungels. Fotograf Bruno Kelly war ihnen dabei auf den Fersen.
In allen Wipfeln ist Ruh'
Brasiliens Jaguare sind allerlei Gefahren ausgesetzt: Jägern, Landwirten - und den Launen des Amazonas. Der größte Strom Südamerikas verlässt einmal im Jahr sein Bett und überflutet den Regenwald, den Lebensraum der Jaguare. Die Raubkatzen retten sich in die Baumkronen und bleiben dort bis zu vier Monate lang.
Das Mamirauá-Reservat
Die Heimat der Jaguare ist ein Schutzreservat, 600 Kilometer westlich von Manaus, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaats Amazonas. Inmitten der Windungen des mächtigen Stroms hängte sich Fotograf Bruno Kelly an Jaguar-Forscher, um die eleganten Tiere auf ihrem Asyl in den Baumkronen zu fotografieren.
Hoch droben in den Bäumen
Brasilianische Jaguarmännchen, so wie hier Bild, bringen bei einer Rumpflänge bis zu 185 Zentimetern etwa hundert Kilo auf die Waage. Trotzdem können sie behände Baumspitzen erklimmen. Und das tun sie alljährlich im April, wenn der Amazonas über die Ufer tritt.
Pionierarbeit
Wie verbringen die Jaguare mehrere Monate lang in den Baumkronen? Wie ernähren sie sich? Wie pflanzen sie sich fort und ziehen ihren Nachwuchs groß? Diesen Fragen geht Emiliano Esterci Ramalho nach. Er ist Forschungsleiter des Iauaretê-Projekts, das das Leben der Jaguare im Mamirauá-Reservat untersucht. Ziel des Projekts ist, diese tief im Regenwald lebende Tierart besser zu schützen.
Neues Kapitel der Jaguar-Forschung
Dass die Jaguare so lange in den Baumkronen verweilen, ist noch nicht lange bekannt: Forscher berichteten darüber erstmals im Jahre 2013. "Dieses Verhalten ist bisher noch nicht dokumentiert worden", sagt Emiliano Ramalho. Um die Jaguare untersuchen zu können, werden sie zunächst gefangen. Hier legt Ramalhos Assistent Railgler dos Santos Fallen aus.
Funkender Halsschmuck
Dieses schwarze Jaguarmännchen ist betäubt worden, damit ihm die Forscher ein GPS-Halsband anlegen können, um es später orten zu können. Die Forscher verfolgen, auf welchen Wegen sich das Tier durch den Dschungel bewegt, und dokumentieren präzise sein Verhalten.
Ein steiler Zahn
Festgehalten werden auch die Körpermaße, das Gewicht und die Ausbildung des Gebisses. Die Zähne sind die effektivste Waffe des Jaguars. Andere Großkatzen ersticken ihre Beute oder töten sie, indem sie ihr das Genick brechen - der Jaguar erledigt das mit einem einzigen gezielten Biss. Die Ureinwohner Brasiliens gaben ihm den Beinamen "Der mit einem Schlag tötet".
Safari per Boot
Lokale Fremdenführer geleiten Touristen durch die überflutete Dschungellandschaft im Mamirauá-Reservat - in der Hoffnung, Blicke auf die Jaguare oben in den Bäumen zu erhaschen. Mit dem Forschungsprojekt soll auch der Ökotourismus gefördert werden. Ein Trip zu den Baumwipfel-Jaguaren kostet umgerechnet rund 2.400 Euro - eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung.
Seltener Schnappschuss
Belohnt werden die Touristen mit ungewöhnlichen Einblicken in die Welt der Jaguare. Allerdings haben die Bewohner des Mamirauá-Reservats ein gespaltenes Verhältnis zu den Raubkatzen. Denn diese stehen im Ruf, Haustiere zu töten und Lebensmittel zu stehlen.