Italiens Staatsbahn will für Alitalia bieten
31. Oktober 201811.000 Menschen arbeiten für die Alitalia. Immer noch, muss man sagen, denn die angeschlagene Fluggesellschaft steht seit Mai vergangenen Jahres unter Sonderverwaltung des Staates. Damals hatten die Beschäftigten einen Sanierungsplan abgelehnt, der Lohnkürzungen und Stellenstreichungen vorsah, und ihren Arbeitgeber damit in die Insolvenz getrieben. Nur ein staatliches Überbrückungsdarlehen über 900 Millionen Euro rettete die einst so stolze Airline.
Nun müssen die Insolvenzverwalter neue Eigentümer finden. Und die Frist dafür läuft an diesem Mittwoch ab. Anderenfalls könnte die EU-Kommission rechtliche Schritte gegen die staatliche Finanzierung einleiten.
"Kein Interesse, Co-Investor der Regierung zu sein"
Die Lufthansa hat nach anfänglichem Interesse schon abgewunken. Weil die populistische Regierung in Rom auf eine staatliche Beteiligung an der Alitalia drängt, kommt für die Deutschen eine Investition "nicht in Frage". "Wir wären sicher nicht daran interessiert, Co-Investor der Regierung zu sein bei einer Fluggesellschaft, die restrukturiert werden muss", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Frankfurt. Allerdings könne man sich durchaus eine kommerzielle Partnerschaft vorstellen. Das werde in den kommenden Monaten geprüft.
Der italienische Vize-Regierungschef und Industrieminister Luigi Di Maio hatte kürzlich angekündigt, die Regierung wolle zusammen mit dem staatlich kontrollierten Bahnunternehmen Ferrovie dello Stato und einem internationalen Partner die Fluggesellschaft wieder flott machen. Der Staat werde etwa 15 Prozent des Kapitals übernehmen, sagte di Maio. Über den anderen Investor schwieg er sich weitgehend aus. Es soll aber ein "wichtiger, internationaler Technikpartner" sein.
Sauber, pünktlich, preiswert
Die italienische Bahn hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Wandlung hin zu mehr Pünktlichkeit, Kundenfreundlichkeit, Sauberkeit und Preiswürdigkeit vollzogen. Nutzten früher nur 36 Prozent der Italiener bei Fernreisen den Zug, so sind es heute mehr als 70 Prozent. Und die Ticketpreise waren noch nie so niedrig. Es gäbe also durchaus schlechtere Lehrmeister für Alitalia.
Die Airline hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten Angebote von drei Fluggesellschaften erhalten. Neben der Lufthansa sollen auch Easyjet und Wizzair ihr Interesse an der Alitalia bekundet haben.
rb/se (afp, dpa, rtr)