Wieder Raketen auf Tel Aviv
10. Juli 2014
Die israelische Offensive im Gazastreifen fordert immer mehr Opfer. Die Zahl der getöteten Palästinenser stieg am Donnerstag auf fast 80, wie palästinensische Medien berichteten. Mehr als 500 weitere Menschen seien seit Beginn der Luftangriffe in der Nacht zum Dienstag verletzt worden. Etwa zwei Drittel der Toten seien Zivilisten, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.
Militante Palästinenser setzten dennoch ihre Raketenangriffe auf israelische Städte fort. In der Mittelmeermetropole Tel Aviv heulten am Donnerstagmorgen die Sirenen, Menschen eilten in Schutzräume. Es war eine Serie dumpfer Explosionen zu hören. Das israelische Fernsehen berichtete, fünf Raketen seien im Umkreis von Tel Aviv von der Raketenabwehr in der Luft abgefangen worden.
Bodenoffensive als "letzte Option"
Dabei nehmen die Gruppen offenbar auch das einzige israelische Atomkraftwerk ins Visier. Nach Medienberichten wurden am Mittwoch und Donnerstag mindestens drei Raketen in Richtung der Wüstenstadt Dimona abgefeuert, die in der Nähe des Atomkraftwerks liegt. Mindestens eine Rakete wurde den Berichten zufolge vom Abwehrsystem Eisenkuppel in der Luft abgefangen. Die Armee wollte sich zu konkreten Angriffen und zur Sicherung der Atomanlage nicht äußern.
Die israelische Armee hält sich nach den Worten eines ihrer Sprecher auch die Option einer Bodenoffensive offen. Noch wäge man die Vor- und Nachteile einer solchen Offensive ab, sagte Armeesprecher Peter Lerner. Es seien bereits 20.000 Reservisten eingezogen worden, die Hälfte der Reservisten, deren Mobilisierung die israelische Regierung gebilligt habe. Eine Bodenoffensive im Gazastreifen sei jedoch die "letzte Option", sagte Lerner. Ziel ist es, den Raketenbeschuss zu unterbinden.
Eine Waffenruhe Israels mit der Hamas steht dagegen nicht zur Deabtte. Er spreche derzeit mit niemandem über eine Waffenruhe, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut der Zeitung "Haaretz" vor einem parlamentarischen Ausschuss: "Es steht nicht einmal auf der Tagesordnung." Der Regierungschef betonte, er habe internationalen Rückhalt für sein Vorgehen. Forderungen nach härteren Schritten, wie etwa einen Stopp der Strom- und Wasserversorgung des Gazastreifens lehnte er jedoch ab. "Wir können nicht das tun, was die Russen mit den Tschtschenen gemacht haben."
Ban Ki Moon warnt vor neuem Krieg
Die israelische Luftwaffe setzte derweil ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Die Luftschläge sind nach den Worten des Sprechers intensiver als während des letzten Gaza-Krieges im November 2012. Binnen 48 Stunden habe die Armee 750 Ziele angegriffen. Im Vergleich dazu seien vor knapp zwei Jahren binnen acht Tagen 1450 Ziele angegriffen worden.
Unterdessen hat Ägypten hat seinen Grenzübergang zum Gazastreifen in Rafah für verwundete Palästinenser geöffnet. Die ägyptischen Behörden hätten diese Entscheidung getroffen, damit Verletzte in ägyptischen Krankenhäusern behandelt werden könnten, berichtete das staatliche Nachrichtenportal "Al-Ahram Online" unter Berufung auf die palästinensische Botschaft in Kairo. Ägyptens Regierung hatte die
Grenze zum Gazastreifen im Juni geschlossen. Abgesehen von den Grenzübergängen zu Israel ist der Übergang in Rafah für Palästinenser die einzige Möglichkeit, den Gazastreifen zu verlassen.
Der UN-Sicherheitsrat wollte am Donnerstag um 16.00 Uhr MESZ zu einer Sondersitzung zum Nahostkonflikt zusammenkommen. Mehrere arabische und islamische Staaten hatten eine solche Dringlichkeitssitzung zuvor beantragt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte bereits im Vorfeld vor einer weiteren Eskalation gewarnt. Gaza und die Region könnten sich keinen weiteren Krieg leisten.
gmf/det (afp, dpa, rtr)