Israel errichtet im Gazastreifen Pufferzone
6. Juli 2006Große Panzerverbände rückten in der Nacht zu Donnerstag (6.7.2006) in das Gebiet der ehemaligen jüdischen Siedlungen an der nördlichen Grenze zu Israel vor. Vor weniger als einem Jahr hatten Siedler und Truppen den Gazastreifen verlassen, die ehemaligen jüdischen Kolonien waren zerstört worden. Nun will sich die Armee offenbar dauerhaft in den Ruinen eine Puffer-Zone einrichten, um zu verhindern, dass von dort Kassam-Raketen auf Israel abgefeuert werden.
Israelis fordern mehr Militäreinsatz
In der israelischen Küstenstadt Aschkelon waren zuvor zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen zwei Kassam-Raketen eingeschlagen, acht Menschen wurden dabei leicht verletzt. Israel betrachtet dies als bedeutende Eskalation. Bislang konnten die selbstgefertigten Raketen nur die unmittelbar an der Grenze zum Gazastreifen liegenden israelischen Ortschaften erreichen. Nun wurde ihr Reichweite so verbessert, dass sie die 100.000 Einwohnerstadt Aschkelon treffen können.
Die Bürger Aschkelons sind empört. Sie verlangen, dass die Armee mit aller Macht gegen die Palästinenser im Gazastreifen vorgeht. "Wenn nicht", so drohte ein Gewerkschaftsführer, "dann machen wir es halt selbst. Man muss ihnen eins auf den Kopf geben. Es gibt ja keine Lösungen. Was kann man tun? Man kann sie nach Syrien und den Libanon schaffen. Vielleicht verstehen sie es dann. Sie haben einen Staat als Geschenk bekommen und jetzt bedrohen sie uns auch noch."
Minister Izchak Herzog wies im israelischen Radio den Vorwurf zurück, die Regierung sei zu zögerlich und ihre Maßnahmen seien nicht ausreichend: "Ich glaube nicht, dass man von Schwäche reden kann, nach Dutzenden von Aktionen, die wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben und mit denen wir sehr viel der Infrastruktur des Terrors zerstört haben." Es werde demnächst sehr ernsthafte Schritte geben, kündigte Herzog weiter an.
Noch keine Spur vom vermissten Soldaten
Im Süden des Gazastreifens suchen Truppen immer noch nach dem vor elf Tagen verschleppten israelischen Soldaten. Justizminister Haim Ramon sagte, er sei mit Sicherheit am Leben und werde in einem unterirdischen Versteck gefangen gehalten.
Die Kidnapper schraubten unterdessen ihre Forderungen herunter. Sie verlangen nun nicht mehr die sofortige Freilassung von mehr als 1000 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen, sondern nur einen Zeitplan für deren Freilassung.