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Island will ohne Öl auskommen

Ralf Köpke26. Dezember 2004

Bei steigenden Ölpreisen ist erneuerbare Energie nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes, sondern auch wirtschaftlich interessant. Island hat sich deshalb jetzt ein besonders ehrgeiziges Ziel gesetzt.

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Energiewunder IslandBild: dpa

Zwei Dinge hat Island im Überfluss: Fisch und Energie. Saubere Energie. Auf der Vulkaninsel, die knapp unter dem Polarkreis liegt, gibt es mehr Wasserkraft und Erdwärme als die Isländer selbst verbrauchen - und das zu unschlagbar niedrigen Preisen. Schon heute erzeugen die Nordländer ihren Strom komplett mit erneuerbaren Energien. Dazu werden neun von zehn Wohnungen mit geothermischer Energie beheizt, sprich mit Erdwärme aus dem Untergrund - weltweit ein Rekordwert.

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Die scheinbar makellose Energiebilanz der Isländer trüben allerdings zwei Wermutstropfen: Die mehr als 180.000 Autos und über 2000 Busse der Insel fahren weiterhin mit importiertem Erdöl. Und auch die gut 800 Schiffe der Fischereiflotte schlucken große Mengen Diesel. Für jede Tonne gefangenen Fischs verbrauchen die Maschinen der Fischfangflotte rechnerisch je eine Tonne Kraftstoff. Da liegt die Idee nahe, Schiffe, Autos und Busse in Zukunft mit Wasserstoff zu betreiben. Der Wasserstoff könnte dabei mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Erdwärme und Wasserkraft produziert werden.

Energiekonzerne und Autohersteller müssen mitspielen

Genau das hat sich das Unternehmen "Icelandic New Energy" zum Ziel gesetzt. Erste sichtbare Zeichen für die geplante Wasserstoff-Revolution sind drei Linienbusse sowie eine Wasserstoff-Tankstelle am Stadtrand von Reykjavik. Die Erfahrungen sind gut, sagt Geschäftsführer Jón Björn Skúlason: "Wenn wir Probleme haben, dann immer wieder mit der herkömmlichen Technik. Dagegen laufen die Brennstoffzelle und die anderen Einbauten für den Wasserstoffantrieb weitgehend störungsfrei."

Die "Icelandic New Energy" ist ein Gemeinschaftsprojekt der isländischen Investmentgesellschaft Vistorka, DaimlerChrysler, dem norwegischen Energiemulti Norsk Hydro und dem Erdölkonzern Royal Dutch Shell. Die Zusammensetzung des Konsortiums zeigt, dass auch die großen Energiekonzerne und Automobilbauer langfristig auf den Treibstoff Wasserstoff setzen.

Bei den drei Bussen will es Skúlason nicht belassen. Damit künftig noch mehr seiner Landsleute mit Wasserstoff fahren, braucht es nicht nur moderne Fahrzeuge, sondern auch ein Tankstellennetz. Der Aufwand ist in der Aufbauphase durchaus überschaubar. Wenn die Kosten für die Infrastruktur fallen, werden in einem ersten Schritt 15 bis 20 Wasserstoff-Tankstellen gebraucht, um den Wasserstoff-Betrieb auf der gesamten Insel sicherzustellen. Wenn eines Tages wirklich alle Fahrzeuge mit Wasserstoff versorgt werden sollen, bräuchte man rund 100 Tankstellen.

Schiffe mit Wasserstoff-Antrieb?

Wasserstoffauto Necar 5
Wasserstoffauto Necar 5 von DaimlerChryslerBild: DaimlerChrysler

Das ist Zukunftsmusik. Die Macher von "Icelandic New Energy" wissen, dass sie die Automobilhersteller dafür gewinnen müssen, Antriebe mit Wasserstoff zu produzieren - und zwar in großer Anzahl. Die Pläne für die nächsten Monate sind klar umrissen: Es sollen nicht nur Busse, sondern auch Privatfahrzeuge mit Wasserstoff-Betrieb auf die Straße gebracht werden.

Bis die Isländer allerdings ein erstes Schiff mit Wasserstoff-Antrieb ausgerüstet haben, wird noch einige Zeit vergehen. Noch gibt es keine Brennstoffzellen mit der notwendigen Leistung, um die leistungsstarken Dieselmotoren zu ersetzen. Entsprechende Forschungsarbeiten haben begonnen. Zunächst einmal müssen aber die Automobilhersteller in Deutschland anfangen, Wasserstoff-Autos in ausreichender Stückzahl zu produzieren. Denn das Ziel bleibt klar: Island will sein riesiges Potenzial an Wasserkraft und Erdwärme auch für die Autos und Schiffe nutzen, um sich von Erdölimporten unabhängig zu machen.